Jenner – Miegel

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100926:

An: Herrn Prof. Dr. Meinhard Miegel, Wissenschaftszentrum, Ahrstrase 45, D – 53175 Bonn, Deutschland

  • 26. September, 2010

Sehr geehrter Herr Miegel,

ich habe Ihre Schriften stets mit besonderem Vergnügen gelesen – schon aufgrund des so anschaulich lebendigen Stils. Zwar war ich nicht selten anderer Meinung, aber auch dort, wo ich abweichende Ansichten vertrete, fand ich Ihre Thesen immer hervorragend begründet.

Im Übrigen scheint mir, dass Sie mit Ihrem letzten Buch Exit auch von eigenen früheren Ansichten abgerückt sind. Vielleicht werden Sie jetzt sogar vieles gutheißen können, was ich in meinem letzten Buch Wohlstand und Armut zu sagen habe. Ich glaube in puncto Verbrauchsbesteuerung – in einer kurzen Passage ist davon ja auch in Exitdie Rede – würden wir uns leicht einigen können.

Die Idee zu dieser Art der Besteuerung ist gar nicht so neu: Sie soll schon von John Stuart Mill angedacht worden sein. Allerdings wurde sie bisher stets als impraktikabel verworfen. Ich biete eine Lösung an, welche ihre Machbarkeit in greifbare Nähe rückt, nämlich mit den heute gegebenen technischen Mitteln.

Wohlstand und Armut ist in einem akademischen Stil geschrieben (also mit wenig Anschaulichkeit). Leider fehlt mir das Talent – vor allem im geldtheoretischen Teil – abstrakte Gedanken anders als reichlich abstrakt auszudrücken. Ich würde mich freuen, wenn die Arbeit dennoch Ihren Beifall fände. Auf jeden Fall möchte ich es nicht unterlassen, Ihnen ein Autorenexemplar mit den besten Grüßen zu schicken (vermutlich haben Sie die Ihnen vor einem halben Jahr zugestellte Datei nie bekommen).

Mit freundlichen Grüßen

(Gero Jenner)

110810:

Brief Miegel110810

(Ich bin keineswegs überzeugt, dass große Vermögen nur Schaumblasen sind. In diesem Punkt besteht eine große Divergenz)

111021:

Dr. Gero Jenner, A-8182 Puch b. Graz, Hohenilz 22, Österreich, Tel. 03177/2182, Fax /2182-5

E-Mail: info@gerojenner.com

An: Herrn Prof. Dr. Meinhard Miegel, Denkwerk Zukunft – Stiftung Kulturelle Erneuerung, Ahrstrasse 45, D – 53175 Bonn, Deutschland

  1. Oktober, 2011

Sehr geehrter Herr Miegel,

für Ihre anerkennenden Worte möchte ich Ihnen herzlich danken. Ich weiß sie besonders zu schätzen, weil ich Ihre Bücher immer mit großem Vergnügen gelesen und wegen ihrer zupackend-anschaulichen Sprache und eindrucksvollen Klarheit bewundert habe. Auch wo ich anderer Meinung bin, habe ich Ihre Ansichten stets ernst genommen, denn ein Dialog bleibt ja immer uneingeschränkt möglich, wenn er auf einer gemeinsamen Wertebasis beruht. Die aber besteht für Sie in einer für Deutschland und seine Menschen förderlichen wirtschaftlichen Entwicklung, also in der Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl. Genau dies ist auch für mich der grundlegende Ausgangspunkt.

Dass wir abweichende Ansichten in Bezug auf die tiefer liegenden Ursachen der Krise vertreten, spielt demgegenüber eine wohl eher untergeordnete Rolle. In der Kritik an einer blindwütigen Wachstumsideologie stehe ich wiederum ganz an Ihrer Seite, ebenso in der Forderung nach Konsumsteuern, die Sie auf Seite 204 Ihres Buches „Exit“ erheben. Sie werden mir wohl auch darin beipflichten, dass die derzeitige Mehrwertsteuer alles andere als eine echte Konsumsteuer ist. Es handelt sich um eine Umsatzsteuer (also eine Belastung der Unternehmensleistung), die am Ende der Konsument zu entrichten hat. Wie ich in „Wohlstand und Armut“ ausführe, stehen uns aber heute die technischen Mittel zur Verfügung, um eine echte progressive Verbrauchssteuer auf den individuellen Konsum einzuführen – und zur gleichen Zeit Arbeit und Leistung radikal zu entlasten (diese Gedanken habe ich unter:  http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.htmlweiterentwickelt.

Wäre das nicht ein Weg, um der deutschen Wirtschaft ganz neue Impulse zu geben? Ich weiß, dass eine solche Umstellung des Steuersystems mehr als eine bloße Reform ist und daher zunächst einmal auf vielfältigen Widerstand stößt – die übliche Trägheit von Geist und Institutionen. Doch lohnt es sich nicht, dafür einzutreten, wenn wir damit zugleich einen ökologischen Wandel und ein Aufblühen der Arbeit erreichen können?

Mit freundlichen Grüßen aus Steiermark

Gero Jenner

171125:

Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]

Gesendet: Samstag, 25. November 2017 08:17

An: kontakt@denkwerkzukunH.de

Betreff: Gegen den Pessimismus – eine kleine Geschichte des menschlichen Fortschritts

An Herrn Prof. Meinhard Miegel

Sehr geehrter Herr Miegel,

Sie beschäftigen sich mit der Zukunft und mit dem Denken – beides spielt eine zentrale Rolle in meiner neuen Arbeit: Gegen den Pessismismus – eine kleine Geschichte des menschlichen Fortschritts. Ich glaube, dass einige der darin enthaltenen Gedanken Ihr Interesse erwecken könnten, ja, dass Sie vielleicht sogar manche gutheißen werden. Kurz, ich bin – Sie kennen diese Schwäche aller kleinen und großen Autoren – von diesem Buch eigentlich recht überzeugt.

Ja aber, Herr Jenner, wenn das so ist, warum schicken Sie mir dann nicht gleich das gedruckte Buch? Es wird Ihnen doch sicher ein Leichtes sein, einen Verlag von Ihrem Werk zu überzeugen? Was wollen Sie von mir, wenn Sie mir eine pdf-Datei zusenden?

Ich akzeptiere diese spöttische Frage. Leider ist die Sache aber nicht ganz so einfach. Heutige Lektoren sitzen auf einem Schleudersitz. Da gilt die erste Frage immer der eigenen Sicherheit und die zweite gilt dem Erfolg. Hat Jenner schon vorher publikumswirksame Bücher veröffentlicht? Nur eines?

‚Die arbeitslose Gesellschaft’? Danach kein weiteres, weil er sich mit Geld- und Steuerproblemen befasste? Das ist zu wenig.

Hat er eine Institution im Rücken, ist er wenigstens Professor, so dass wir selbst aus dem Schneider sind, falls Kritiker kommen, die gegen uns den Vorwurf erheben, dass dieser Mann Blödsinn schreibt? Nein? Dann sind wir die Dummen. Das ist zu riskant.

Ich habe das Manuskript an Ullstein (Propyläen) gesandt, wo sie sich damit schon seit einem Monat befassen, aber offenbar, ohne sich zu einem Entschluss durchzuringen. Das ist der Grund, warum ich mich an Sie wende.

Viele Grüße nach München

Gero Jenner

180108:

Am 08.01.2018 um 17:25 schrieb Stiftung kulturelle Erneuerung <kontakt@kulturelleerneuerung.de>:

Sehr geehrter, lieber Herr Jenner,

ich komme zurück auf Ihr Schreiben vom 25. November, mit dem Sie mir Ihr Manuskript „Gegen den Pessimismus – eine kleine Geschichte des menschlichen Fortschritts“ haben zukommen lassen. Mittlerweile hatte ich Gelegenheit, den Text zu lesen und ich entdeckte in ihm weit mehr als nur einige Gedanken, die ich uneingeschränkt teile.

Über lange Passagen war ich regelrecht gefesselt und ich wünschte, das Buch wäre bereits verlegt. Was ist der letzte Stand?

Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, war ich selbst während vieler Jahre beim Propyläen Verlag, mit dem ich sehr gut zusammengearbeitet habe. Aber der mich begleitende Lektor ist vor einem Jahr aus Altersgründen ausgeschieden und zu seiner (ich glaube) Nachfolgerin habe ich keinen Kontakt. Sollten Sie es für nützlich halten, könnte ich allenfalls eine generelle Empfehlung aussprechen. Aber vielleicht hat sich die Angelegenheit ja bereits erledigt, weil Sie schon einen Verlag gefunden haben.

Doch mich beschäftigt noch etwas anderes. Sie verfassen immer wieder Essays zu den unterschiedlichsten Themen, die ich für außerordentlich lesenswert halte. Die Stiftung kulturelle Erneuerung befasst sich zurzeit mit der Frage, welche Vorkehrungen die Menschen im Laufe ihrer Existenz entwickelt haben, um sich vor ihren eigenen zerstörerischen Kräften zu schützen oder diese zumindest abzuschwächen. Haben Sie hierüber schon einmal gearbeitet und könnten Sie uns diese Arbeit zugänglich machen?

Wenn nicht, könnten Sie sich vorstellen, sich dieses Themas anzunehmen und Ihre Gedanken hierzu in einem Essay aufzubereiten, das unter Ihrem Namen in der Stiftung kulturelle Erneuerung erscheinen würde? Das Ganze natürlich auf Honorarbasis. Im Falle Ihrer grundsätzlichen Bereitschaft sollten wir hierüber telefonieren oder, falls Sie Ihr Weg nach München führt, uns persönlich treffen.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Mit den besten Wünschen

Ihr

Meinhard Miegel

Stiftung kulturelle Erneuerung

Feilitzschstraße 26

80802 München

Telefon: +49 (0)89 38088170

E-Mail: kontakt@kulturelleerneuerung.de

Internet: www.kulturelleerneuerung.de

180109:

Von: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com

Betreff: Re: Gegen den Pessimismus – eine kleine Geschichte des menschlichen Fortschritts

Datum: 9. Jänner 2018 um 09:56

An: Stiftung kulturelle Erneuerung kontakt@kulturelleerneuerung.de

Lieber Herr Miegel,

eine schönere Überraschung als die freundliche Würdigung meiner Arbeit gerade durch Sie, dessen Schriften ich immer sehr schätzte, hätte ich mir zum neuen Jahr kaum erwarten können – ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk.

Schade, dass ich Ihnen das Manuskript nicht früher schicken konnte, dann hätte sich dadurch der abschlägige Bescheid vonseiten des Ullstein Verlags vielleicht noch abwehren lassen. Herr Diessl von Econ ließ mich wissen (eine Auffassung, die Herr Steskal von Propyläen offenbar teilt), dass meine zuletzt veröffentlichten Bücher wenig Anklang gefunden hätten (womit er recht hat) und man sich daher keine ausreichend große Zahl von Lesern erwarte.

Nun hat auch Herr Ernst Ulrich von Weizsäcker mir wörtlich zu dem ‚wunderbaren Text’ ‚gratuliert’. Wenn ich Sie und ihn dazu gewinnen könnte, ein Vorwort oder eine positive Beurteilung der Arbeit für den Buchrücken zu verfassen, dann wäre das sicher eine sehr wirksame Empfehlung.

Auf Ihren Vorschlag, einen Aufsatz zu dem Thema des Selbstschutzes gegenüber zerstörerischen Kräften zu verfassen – ich gehe davon aus, dass Sie in erster Linie den Schutz gegenüber unheilvollen ökonomischen Entwicklungen meinen – gehe ich gerne ein. Ja, ich glaube sogar, diesen Aufsatz soeben fertiggestellt zu haben. In einer Wirtschaftsphilosophie, die um der Zukunft willen über den Tellerrand der Gegenwartsbedürfnisse hinausblickt, erblicke ich nämlich einen derartigen Schutz. Es war die Lektüre von Joachim Radkaus ‚Geschichte der Zukunft’, welche mich über Weihnachten zu diesen Gedanken anregte. Ich entschloss mich spontan, ‚Was ist Wirtschaftsphilosophie?’ an den Anfang meines Buches zu stellen. Da dieses auch im günstigsten Fall erst gegen Ende des Jahres erscheinen könnte, wäre Ihnen der Aufsatz im deutschen Original bis dahin exklusiv überlassen (er ist – nicht-öffentlich! – unter:

http://www.gerojenner.com/zfilesz/180109Was-ist-Wirtschaftsphilosophie.pdf abrufbar.

Meinem Manuskript habe ich inzwischen einen anderen Titel verpasst: ‚Glanz und Schatten menschlichen Fortschritts – Wirtschaftsphilosophie für die Digitale Ära’. Ich bin mir aber nicht sicher, dass er besser als der oben genannte ist.

(http://www.gerojenner.com/zfilesz/Glanz-und-Schatten-menschlichen-

Fortschritts.pdf).

Gern mache ich von Ihrem Angebot Gebrauch, Sie im Laufe der kommenden Tage unter der genannten Nummer (49 (0)89 38088170) anzurufen.

Herzliche Grüße nach München

Gero Jenner

180215:

Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]

Gesendet: Montag, 5. Februar 2018 17:43

An: kontakt@kulturelleerneuerung.de

Betreff: Wie schützen wir die Natur vor dem Menschen

Lieber Herr Miegel,

schneller als ich dachte, habe ich jetzt den von Ihnen verlangten zweiten Artikel fertiggestellt. Es hat mir Spaß gemacht, ihn zu schreiben – ich kann nur hoffen, dass er Ihnen gleichfalls gefällt. Übrigens möchte ich noch hinzufügen, dass ich das Honorar von zweitausend Euro für den ersten Artikel als sehr großzügig schätze. Im telefonischen Gespräch mit Ihnen habe ich – wie soll ich es sagen? – nicht mit der Wimper gezuckt, sondern eher japanisch reagiert (also gar nicht). Deswegen möchte ich Ihnen nachträglich noch meinen ausdrücklichen Dank bekunden.

Mit herzlichen Grüßen nach Bonn

Gero Jenner

P.S.: Ich möchte den Artikel später als Vorwort für ‚Glanz und Schatten‘ verwenden (das jetzige Vorwort gefällt mir weniger). Das wird aber frühestens in einem Jahr der Fall sein.

Wir schützen wir die…n.docx

Wir schützen wir die…en.pdf

180221:

Von: Stiftung kulturelle Erneuerung kontakt@kulturelleerneuerung.de

Betreff: AW: Wie schützen wir die Natur vor dem Menschen

Datum: 21. Februar 2018 um 12:55

An: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com

Lieber Herr Jenner,

wenn ich noch nicht auf Ihre Ausführungen vom 5. Februar reagiert habe, dann zum einen, weil ich in letzter Zeit viel unterwegs war, und zum anderen weil für mich aufgrund eines akuten Augenproblems jegliche Lektüre eine Herausforderung ist. Der Dank sei hiermit nachgeholt.

Ihr Text ist wie stets kenntnisreich, ausgewogen und äußerst gut zu lesen. Gezögert habe ich lediglich bei der von Ihnen als Fakt behandelten „planned obsolescency“. Ich habe selbst zu dieser Frage keine Untersuchung angestellt, weiß aber unter anderem von Ernst Ulrich von Weizsäcker, dass Derartiges – wenn überhaupt – nur schwer zu belegen ist. Da wir uns auf eine kritische Auseinandersetzung mit allen unseren Aussagen einstellen müssen, ist es wichtig, dass es auch für diese Aussage wirklich belastbare Untersuchungen gibt.

Ungleich grundsätzlicher ist jedoch etwas anderes: In Ihren Ausführungen scheint wiederholt der Gesichtspunkt der Gier bzw. des vom „Statusdenken genährten Konsumrauschs“ auf. Und Sie vergessen auch nicht zu erwähnen, dass man „mit technischen Mitteln…die Gier nicht aus der Welt (schafft)“. Was aber dann?

Im Dreiklang unserer Stiftung klingen Wissenschaft (die von Ihnen sehr sorgfältig in Gestalt der Technik behandelt wird) mit Kunst und Religion zusammen. Frage: Könnte es nicht die Funktion von Kunst und namentlich von Religion sein, der Gier die schärfsten Zähne zu ziehen? An Ihren Überlegungen hierzu (ergebnisoffen!) wäre ich sehr interessiert und besonders hilfreich wäre es, wenn Sie diese Ihre Überlegungen in die Endpassagen Ihres Textes (oder wo immer Sie wollen) einfließen ließen. Dann könnte auch dieser Beitrag ein Grundlagenpapier der Stiftung sein.

Mit herzlichem Dank und allen guten Wünschen

Ihr

Meinhard Miegel

Stiftung kulturelle Erneuerung

Feilitzschstraße 26

80802 München

Telefon: +49 (0)89 38088170

E-Mail: kontakt@kulturelleerneuerung.de

Internet: www.kulturelleerneuerung.de

180625:

Am 25. Juni schrieb ich folgenden Brief an Herrn Miegel:

Sehr geehrter Herr Miegel,

„Sinn und Ziel der Geschichte“ – die Frage danach ist so alt wie der Mensch selbst. Ob man allerdings darüber belehrt werden will, hängt davon ab, welches Vertrauen man in die jeweiligen Antworten setzt – und in den, der sie gibt. Insofern bin ich mir des großen Wagnisses bewusst, auf das ich mich eingelassen habe.

Sie kennen das kuriose Paradox, dass die moderne Archäometrie der Geschichtsforschung seit einigen Jahrzehnten die Instrumente liefert, um die fernsten Vergangenheiten in immer tieferem Detail zu erhellen, während außerhalb der Fachwissenschaften eine generelle Geschichtsmüdigkeit herrscht – an Schulen wie im allgemeinen Bewusstsein spielt Geschichte eine immer geringere Rolle. Sie steht in westlichen Staaten überhaupt unter Sinnlosigkeitsverdacht, für den Standort scheint ihr die geforderte ökonomische Nützlichkeit zu fehlen, dagegen wird sie in Staaten mit einem autoritären Regime umso lieber für die monumentale Inszenierung der eigenen Vergangenheit missbraucht.

Ich machte mich aus Betroffenheit auf die Suche nach dem verlorenen Sinn und hoffe, nicht ganz erfolglos geblieben zu sein. Das jedenfalls ist das Fazit meines in Rohform vorliegenden Manuskripts „Von Sinn und Ziel der Geschichte“.

Natürlich lässt Sie dieser Titel sofort stutzig werden. Immerhin hatte kein Geringerer als Karl Jaspers in seinem wunderbaren Buch „Von Ursprung und Ziel der Geschichte“ einen Versuch mit ähnlicher Zielsetzung unternommen, wobei der Sinn allerdings vorsichtig ausgespart blieb. Ist seinen Erkenntnissen noch etwas hinzuzufügen?

Ich glaube schon. Neue Einsichten über Wirtschaft und Gesellschaft wurden in den vergangenen Dekaden in großer hinzugetragen, und zwar von den frühesten Anfängen der Geschichte bis in unsere Gegenwart. Jared Diamond, Marvin Harris, Ian Morris, Yuval Noah Harari, Steven Pinker, Daron Acemoglu und viele andere – das sind nur die bedeutendsten Namen von Forschern, denen eine umfassende Synopsis gelungen ist. Dabei fällt ins Auge, dass zwei Stränge unverbunden nebeneinander liegen: die gemachte und die gedachte Geschichte, die messbaren Tatsachen und das menschliche Bewusstsein von ihnen, die Fakten und wie diese Tatsachen sich in den Köpfen der Menschen spiegeln.

An diesem Punkt setzt meine eigene Arbeit mit der Beobachtung ein, dass Sinn und Ziel unauffindbar bleiben, solange man sich nur an die erste dieser beiden Dimensionen hält oder sie überhaupt gesondert voneinander betrachtet, wie das heute gewöhnlich der Fall ist. Sinn und Ziel treten erst dann in Erscheinung, wennman die geschichtliche Realität durch ihren geistigen Reflex im Bewusstsein der geschichtlichen Akteure erhellt. Dieses Vorhaben habe ich an ausgewählten Beispielen durchzuführen versucht.

Vor der Übergabe des Manuskripts an einen Verlag würde ich mich allerdings gern vergewissern, dass diese Gedanken nicht nur mich selbst überzeugen, sondern andere ebenso und dass sie brisant genug sind, um Interesse hervorzurufen.Ich bin – anders gesagt – für jeden Einwand und Hinweis sehr dankbar. Das Manuskript lässt sich – für Google gesperrt – unter der folgenden Adresse als pdf-Datei einsehen oder herunterladen:

http://gerojenner.com/mfilesm/SinnundZiel.pdf

Gleichzeitig habe ich noch folgende Personen angeschrieben. Annie Cohen-Solal (Schriftstellerin, Paris), Adalbert Gail (Indologe, Berlin), Armin Thurnherr (Redakteur, Wien), Ernst Ulrich v. Weizsäcker (Naturwissenschaftler, Emmendingen), Franz Zebinger (Komponist, Graz), Friedrich Schneider (Wirtschaftswissenschaftler, Linz), Fritz Stavenhagen (Schauspieler, Neuwied), Hanno Settele (ORF-Journalist, Wien), Johannes Heinrichs (Philosoph, Duisburg), Karl Acham (Soziologe, Graz), Paul Kellermann (Soziologe, Klagenfurt), Konrad-Paul Liessmann (Philosoph, Wien), Manfred Prisching (Soziologe, Graz), Meinhard Miegel (Sozialwissenschaftler, München), Michael Kilian (Rechtswissenschaftler Halle), Niko Paech (Volkswirt, Oldenburg), Rüdiger Safranski (Literaturwissenschaftler, Berlin), Stephan Schulmeister (Wirtschaftswissenschaftler, Wien), Uwe Wesel (Rechtswissenschaftler, Berlin), Walter Scheidel (Historiker, Stanford), Wolfgang Eichhorn (Wirtschaftsmathematiker, Karlsruhe).

Es würde mich freuen, Ihr Interesse erweckt zu haben

Mit freundlichen Grüßen nach München

Gero Jenner

180721:

Am 21.07.2018 um 14:41 schrieb Stiftung kulturelle Erneuerung <kontakt@kulturelleerneuerung.de>:

Lieber Herr Jenner,

dass ich in den Kreis jener aufgenommen wurde, die Ihr jüngstes Werk vor seiner Veröffentlichung zu sehen bekommen haben, ehrt mich sehr. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies großes Vertrauen voraussetzt. Für dieses Vertrauen möchte ich Ihnen ausdrücklich danken.

Zu Ihrem Manuskript: Es sollte unbedingt veröffentlicht werden. Nicht nur ist es glänzend geschrieben – das war bei Ihnen nicht anders zu erwarten – seine Lektüre ist auch ausgesprochen bereichernd. Dass Sie Ihr implizites Versprechen, etwas von Sinn und Ziel der Geschichte sagen zu können, schlussendlich doch nicht einlösen, war für mich nicht enttäuschend. Denn ein solches Vorhaben erinnert doch sehr an den Versuch, Gottes Existenz beweisen zu wollen. Diese Versuche sind bekanntlich allesamt gescheitert.

Doch Ihnen gelingt mit Ihrer Arbeit etwas noch Wertvolleres, als Sinn und Ziel in einer Sache aufspüren zu wollen, in der es vermutlich weder Sinn noch Ziel gibt – der menschlichen Geschichte. Sie zeichnen diese Geschichte nach und verdeutlichen dabei Zusammenhänge und Zwangsläufigkeiten, wie ich sie bislang so nicht zu sehen bekommen habe. Besonders beeindruckt bin ich von der Konsequenz, mit der Sie keinen Argumentationsstrang unverknüpft hängen lassen, was ja gerade für die neueste Zeit alles andere als einfach ist.

Also nochmals: Veröffentlichen Sie, wobei es sich von selbst versteht, dass der Text von einigen (wenigen) Redundanzen und einigen (wenigen) argumentativen Unschärfen befreit werden sollte. Ich nehme an, dass sich ein Verlag unschwer finden lässt. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, könnten wir gegebenenfalls über einen Druckkostenzuschuss sprechen. Denn gedruckt werden sollte es auf jeden Fall.

Mit allen guten Wünschen

Ihr

Meinhard Miegel

180725:

Lieber Herr Miegel,

zum zweiten Mal bereitet mir Ihre Zustimmung große Freude, zumal sie diesmal auch noch mit Generosität gepaart ist. Ich selbst halte diese Arbeit für wichtig, was ich sonst nur noch von zwei meiner Bücher sagen würde: „Die Macht der Träume und die Ohnmacht der Vernunft“ und „Die Arbeitslose Gesellschaft“. Sie würde, davon bin ich überzeugt, ihr Publikum finden, wenn ein renommierter Verlag wie Beck oder Hanser sie veröffentlicht. Der Inhalt ist interessant, die Thesen sind ungewöhnlich, der an Jaspers erinnernde Titel ist eine Herausforderung.

Das Problem liegt meines Erachtens nicht bei der Arbeit, das Problem bin – ich!

Das hängt damit zusammen, dass in den Verlagen seit zwei Jahrzehnten dieselbe unselige Entwicklung stattfindet wie gleichzeitig auch im Zeitungswesen. Teure, sachkundige Lektoren werden auf die Straße gesetzt, stattdessen betriebswirtschaftlich geschulte zu Billiggagen beschäftigt. Die aber sitzen auf einem Schleudersitz. Sie vermeiden daher jedes Risiko, was im Falle eines Sachbuchautors bedeutet, dass ihr erster Blick nicht dem Inhalt des vorgeschlagenen Buches, sondern den Credentials des Autors gilt. Hat dieser eine Institution hinter sich (Universität, Institut etc.), so dass der Lektor im Falle eines Flops oder bösartiger Kritiken die Verantwortung abwälzen kann oder ist er wie ich ein Einzelkämpfer und noch dazu nicht einmal der Jüngste? Im zweiten Fall wird die Vorentscheidung in der Regel wohl schon an dieser Stelle getroffen. Das ist, wenn die letzten Bücher des Autors nur in einem kleinen Verlag in geringer Auflage erschienen, doppelt wahrscheinlich.

Da hilft nur eines: Das positive Votum sachkundiger und möglichst bekannter Fürsprecher, denn dann kann ein Lektor sich beruhigt dem Inhalt zuwenden. Aus diesem Grunde sind Ihre zustimmenden Zeilen für mich so bedeutsam. Und deshalb möchte ich daran eine Bitte anschließen. Wenn Sie, lieber Herr Miegel, unter Ihren Bekannten, von dem einen oder anderen glauben, dass er das Manuskript mit gleichem Interesse wie Sie lesen würde und sein Votum Gewicht haben könnte, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Link „http://gerojenner.com/mfilesm/SinnundZiel.pdf“ an ihn weiterleiten.

Um noch andere Voten einzuholen, bin ich gegenwärtig damit beschäftigt, die Arbeit ins Englische zu übertragen. Das kommt auch dem deutschen Text zugute, den ich dabei noch einmal genauer durchforste. Inzwischen bin ich bis Seite 130 gekommen und habe kleinere Fehler im deutschen Original ausgebessert (zum Beispiel die falschen Zahlen zur deutschen und chinesischen Autoflotte). Der genannte Link enthält übrigens immer die neueste korrigierte Fassung. Apropos Korrektur: Falls Sie sich noch daran erinnern, wäre ich Ihnen auch dankbar, wenn Sie mich auf die Stellen aufmerksam machen könnten, wo Sie argumentative Stringenz vermissen, ich werde mich dann auf jeden Fall damit beschäftigen.

Gern möchte ich Sie zusammen mit anderen, deren Hilfe und Zuspruch mir wichtig ist, unter Danksagungen erwähnen – natürlich nur, wenn Ihnen das recht ist.

Mit herzlichen Grüßen nach München

Gero Jenner

180818:

Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]
Gesendet: Freitag, 3. August 2018 10:52
An: Stiftung kulturelle Erneuerung <kontakt@kulturelleerneuerung.de>
Betreff: Re: Ihr Manuskript

Lieber Herr Miegel,

Ich schulde Ihnen noch eine Antwort auf Ihren doch sehr schwer wiegenden Einwand, dass es, wie Sie meinen, weder Sinn noch Ziel in der menschlichen Geschichte geben könne. Hätten Sie damit recht, dann wäre mein Buch von Grund auf misslungen und meine ganzen Bemühungen sozusagen ins Leere gelaufen, denn es geht mir ja von Beginn bis zum Ende meiner Ausführungen um nichts anderes als darum, beides als real und wirkmächtig zu erweisen.

Um ehrlich zu sein, habe ich Ihnen den Einwand nicht recht geglaubt. Mir schien, dass Sie vielleicht nur testen wollten, wie sich der Jenner unter der Stresssituation massiver Kritik verhält? (Nicht immer mit Gleichmut). Nun, eigentlich widerstrebt es mir, jemandem zu unterstellen, dass er vielleicht gar nicht in vollem Ernst meint, was er sagt, deswegen möchte ich die unterlassene Antwort jetzt nachholen und Ihren Einwand wörtlich nehmen.

Was das Ziel der Geschicht betrifft, so fällt mir die Antwort ziemlich leicht, da ich mich nur hinter dem Rücken weltbekannter Autoritäten zu verstecken brauche. Immanuel Kant, Karl Jaspers, Bertrand Russell, Arnold Toynbee, Raymond Aron und viele andere mehr haben dieselbe Überzeugung vertreten. Sie müssten also ein sehr schweres argumentatives Geschütz aufführen, um eine Bresche in diesen Wall aus wohlüberlegten Argumenten zu schießen. Es ist der Schrecken eines weltweiten nuklearen Holocaust und die Unmöglichkeit, die fundamentalen Probleme von Ressourcenübernutzung und Umweltzerstörung überhaupt noch auf nationaler Ebene zu regeln, welche nach Meinung dieser Denker einen Zusammenschluss der Weltgemeinschaft erzwingt. Wie ich selbst in dem Buch darüberhinaus zu zeigen versuche, war es stets Angst, welche zu größeren politischen Einheiten führte, denn an und für sich ist „small“ ja durchaus „more beautiful“.

Was allerdings den Sinn in der Geschichte betrifft, den ich als Gewissen bezeichne, so kann ich mich hier nicht auf Autoritäten berufen, sondern muss den Kampf ganz alleine führen, doch tue ich das gern. Ich selbst habe mich dadurch zu etwas mehr Optimismus durchgerungen – was auch sehr notwendig ist, weil man in vorgerückten Jahren so viel anfälliger für das Gegenteil ist.

Übrigens habe ich das Buch (unter dem angegebenen Link) jetzt praktisch fertiggestellt ebenso wie seine Übersetzung in Englische. Sie einem Verlag wie Hanser vorzulegen, wage ich allerdings immer noch nicht, denn ohne gewichtige Fürsprache wird sie mit Sicherheit ungelesen bleiben und sogleich abgeschmettert. Glauben Sie, dass unter Ihren Bekannten jemand Interesse an der Lektüre haben könnte?

Auf die persönliche Begegnung am 1. Oktober in Wien freue ich mich.

Herzliche Grüße

Gero Jenner

180826:

Antwort von Herrn Miegel 20180826:

Lieber Herr Jenner,

Ihr Buch ist ganz gewiss nicht von Grund auf misslungen. Ganz im Gegenteil. Aber wir sollten noch einmal etwas ausführlicher über den Gegenstand sprechen.

Die Gelegenheit dazu haben wir ja am 1. Oktober in Wien.

Ich freue mich aufrichtig auf unsere Begegnung.

Mit den besten Grüßen

Ihr

Meinhard Miegel

Postskriptum Jenner: Die Begegnung fand einige Zeit später in München statt.

7. April 2019

Von: Dr. Gero Jenner [mailto:gerojenner@gmail.com]
Gesendet: Sonntag, 7. April 2019 11:58
An: kontakt@kulturelleerneuerung.de
Betreff: Reflections on Meaning and Purpose

Lieber Herr Miegel,

in einer Anwandlung von Großzügigkeit haben Sie sich nach der ersten Lektüre meiner Arbeit zu dem tollkühnen Versprechen hinreißen lassen, für deren Veröffentlichung – denn veröffentlicht müsse sie auf jeden Fall werden – einen praktischen Beitrag zu leisten.

Jetzt liegt sie immerhin in englischer Übersetzung als Taschenbuch vor

Reflections on Meaning and Purpose in History – the Destiny of Mankind in the 21st Century.)

Ich wäre ich Ihnen in der Tat sehr dankbar, wenn Sie dafür Reklame machen könnten, dass dieses Buch gekauft wird – an potentiellen Interessenten aus Ihrem Bekanntenkreis wird es kaum fehlen. Alledings gehe ich von der möglicherweise unzutreffenden Voraussetzung aus, dass Sie nach unserem vergangenen Treffen in der Seerose, Ihre Meinung über mich und meine Geistesblüten nicht grundsätzlich geändert haben.

Herzliche Grüße ebenso an Frau Wahl

Gero Jenner

9. April 2019

Lieber Herr Jenner,

zunächst: Nach unserem Treffen in der Seerose habe ich meine Meinung über Sie und Ihre Geistesblüten nicht nur nicht grundsätzlich geändert, sondern ich war von unserem Gespräch außerordentlich beeindruckt.

Wie schön, dass jetzt Ihr Text auf Englisch erschienen ist, denn ich bleibe dabei, er sollte der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden.

Gerne wollen Frau Wahl und ich in unseren Bekanntenkreisen auf ihn aufmerksam machen, nur fürchten wir, dass dies nicht die gewünschte Auflagenzahl bringen wird.

Wahrscheinlich wird es ohne eine gewisse Werbung nicht gehen. Ich hatte Ihnen ja seinerzeit einen Druckkostenzuschuss in Aussicht gestellt, bin aber auch gerne bereit, diesen in einen Werbekostenzuschuss umzuwandeln.

Dem Buch wünsche ich allen Erfolg!

Mit den besten Grüßen

Meinhard Miegel