160720: (Hinweis auf einen Brexit-Artikel von Tom Bower)
Am 20.07.2016 um 13:07 schrieb Ernst von Weizsaecker <ernst@weizsaecker.de>:
Lieber Herr Jenner,
danke für die Zusendung des Tom Bower Artikels. „Hervorragend“ fand ich ihn überhaupt nicht. Der Autor musste seine tief sitzende Galle über die Deutschen artikulieren. So als ob es Frankreich, Spanien, Polen, usw gar nicht gäbe. Und so als müsse man Martin Schulz dafür beschimpfen, dass das (noch) Vereinigte Königreich die von Schulz angemahnten Schritte nicht mitunterschrieben hätte (und dabei noch krasse Einzelgänger-Ausnahmen herausgepowert hatte, die man uns Deutschen nie hätte durchgehen lassen). Zutreffend ist (leider), dass GB einfach anders denkt und die ältere Generation, zu der Bower gehört, noch in der nationalstaatlichen und Commonwealth-Welt lebt. Dies aber den Deutschen und Juncker ans Bein zu binden, ist ziemlich primitiv.
Beste Grüße
Ernst Weizsäcker
160720:
Von: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com
Betreff: Re: Tom Bower’s Brexit Interpretation
Datum: 20. Juli 2016 um 14:08
An: Ernst von Weizsaecker ernst@weizsaecker.de
Sehr geehrter Herr von Weizsäcker,
der Autor argumeniert ideologiefrei nüchtern – in meinen Augen ist das eine bei uns nur noch selten anzutreffende Qualität. Er sieht die Schuld keineswegs einseitig bei Politikern der EU, sondern lokalisiert sie ebenso auch im eigenen Land, wenn er die leichtsinnige Einwanderungspolitik Tony Blairs hervorhebt. Statt wie Deutschland Übergangsfristen geltend zu machen, hat er die Schleusen geöffnet:
„Das Erscheinungsbild britischer Industriestädte veränderte sich drastisch. Ohne begleitende Wohnungsbau- und Infrastrukturprogramme ins Leben zu rufen, erlaubte Blair eine jährliche Zuwanderung von 500 000 Menschen. Wer dagegen protestierte, galt als >Rassist<.“
„In London wurde die Ankunft … begrüßt. Außerhalb Londons aber fanden junge Briten keine Leerstellen mehr.“
„Als die EU-Skeptiker mehr als eine Million muslimischer Migranten nach Europa einströmen sahen, schlug die Stimmung argwöhnischer Toleranz vor allem in der Arbeiterschaft endgültig um.“
Darf nicht mehr zählen, was ein Großteil der Bevölkerung denkt? Ich halte die Argumentation des Artikels für sachlich richtig und im Urteil gerechtfertigt.
Freundliche Grüße
Gero Jenner
160928:
Von: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com
Betreff: Doubt and Dogma
Datum: 28. September 2016 um 09:33
An: Ernst von Weizsaecker ernst@weizsaecker.de
Sehr geehrter Herr v. Weizsäcker,
Sie haben immer wieder einmal Ihren Beifall (ein einziges Mal auch Ihr Missfallen) zu einem meiner Essays bekundet, vielleicht gelingt es mir, Ihre Aufmerksamkeit für ein Buch zu erwecken, das Ihr Interesse, wie ich meine, durchaus ansprechen könnte, nämlich mein Buch „Die Macht der Träume und die Ohnmacht der Vernunft – eine Philosophie der Freiheit.“
Aus dem hervorragenden Werk von Peter Watson „The German Genius..“
(„German“ im Sinne des deutschen Kulturkreises gemeint) musste ich freilich zu meiner Bestürzung erfahren, dass ich mich schon mit dem Titel meines Buches „.. die Ohnmacht der Vernunft“ als auf typische Art einer deutschen Tradition verpflichtet ausweise, die mit ihrer reaktionären Schmälerung der Ratio nach Ansicht nicht weniger Historiker in Richtung eines Sonderweges führte. Umso wichtiger also, dass ich von vornherein darüber aufkläre, dass es mir mit Kant und Popper um eine Grenzziehung geht, den Hinweis auf eine zweite Dimenison menschlichen Denkens – nicht um Ressentiments!
Mein Buch ist in gewisser Weise sehr deutsch, in anderer Hinsicht aber auch wieder sehr undeutsch: Es wird manchem als oberflächlich erscheinen, da es in einem, wie ich hoffe, durchgängig verständlichen Stil abgefasst ist. Es war mein Ehrgeiz, meine Gedanken so niederzuschreiben, dass es keiner Experten und Expertisen bedarf, um ihren tieferen Sinn zu entschlüsseln – die möglicherweise trotzdem vorhandene Tiefe liegt sozusagen ganz an der Oberfläche.
In wesentlich erweiterter Fassung liegt mein Buch jetzt in englischer (aber noch unveröffentlichter) Übersetzung unter dem weniger verfänglichen Titel „Creative Reason – a Philosophy of Freedom in Nature and Man“ im Internet vor. Die wesentlichen Thesen habe ich jetzt als solche hervorgehoben, da das einfach Erscheinende andernfalls in Gefahr ist, schlicht überlesen zu werden.
Ich würde mich freuen, wenn das Buch Ihr Interesse fände (erschienen im Metropolis-Verlag).
Mit freundlichen Herbstgrüßen nach Deutschland
Gero Jenner
161124:
Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]
Gesendet: Donnerstag, 24. November 2016 18:52
Betreff: Europas politische Tollheit
To whom it may concern!
Europas politische Tollheit
von Gero Jenner
aktualisierte Version: http://www.gerojenner.com/wp/?p=696
Weizen ist immer noch Weizen, und Schweine sind Schweine – das macht den Unterschied zu Computern, Handys oder selbst Autos aus, wo jede Generation von Produkten fortdauernder Innovation unterliegt.
Fortsetzung siehe: http://www.gerojenner.com/wp/?p=696
161125:
Am 25.11.2016 um 19:31 schrieb Ernst von Weizsaecker <ernst@weizsaecker.de>:
Danke! Aber die Agrar-Industrialisierung war eine amerikanische Erfindung, die sich im Zuge der Verweltmarktung des Schweinefleischs etc. in aller Welt durchgesetzt hat. Der Markt kennt fast nur Preise, keine Moral, keine Nachhaltigkeit. Und das ist nicht eine spezifische Tollheit Europas, sondern der angloamerikanisch geprägten Welt.
EW
161125:
Von: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com
Betreff: Re: Europas politische Tollheit
Datum: 25. November 2016 um 19:54
An: Ernst von Weizsaecker ernst@weizsaecker.de
Da gebe ich Ihnen vollkommen recht! Aber die eigentlich europäische Torheit besteht doch wohl darin, dass man damit eine Völkerwanderung in Bewegung brachte, die jetzt die Union zu zerreißen droht!
161126:
Lieber Herr Jenner,
Gut, so kommen wir zusammen. Und ich sehe natürlich auch, dass (unter amerikanischer Nachkriegs-Gängelung) die ersten Jahrzehnte der EWG, später EG, und dann EU die Machtentfaltung des Marktes gegen den Staatzum Leitmotiv machten. Und das war eine Tollheit.
Ich bin dabei, für den Club of Rome einen neuen großen Bericht zu komponieren (auf Englisch), der im Zentralteil eine philosophische Krise diagnostiziert – charakterisiert durch diese neue Asymmetrie. Die ca 30 Autoren aus aller Welt können sich scheinbar weitgehend darauf einigen, dass die Ökonomisierung aller Lebensbereiche etwas Zerstörerisches ist. Dass man aber mit schicken politischen Tageslosungen nichts verbessert, wenn nicht zugleich die philosophische Fehlsteuerung korrigiert wird. Wir zitieren Papst Franziskus und seine Enzyklika Laudato Sí. Und am Ende fordern wir eine neue Aufklärung, eine die wieder Gleichgewichte schafft, wo Dogmatismus und Ungleichgwicht eingezogen sind. Und da sind wir auf asiatische Kulturen angewiesen und auf eine europäische Identität, die nicht auf die EU-Kommissare für Wettbewerb, Binnenmarkt, Landwirtschaft für Handel reduziert werden kann. Aber es macht mich immer nervös, wenn auch richtiger Kritik alsbald in modisches „Europa-Bashing“ ausartet.
Herzliche Grüße!
Ernst Weizsäcker
171129:
Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]
Gesendet: Mittwoch, 29. November 2017 08:55
An: ernst@weizsaecker.de
Betreff: In Defiance of Pessimism
Sehr geehrter Herr v. Weizsäcker,
zur gleichen Zeit mit dem deutschen Original habe ich eine englische Version meines (bisher ungedruckten) Buches verfasst – mein Englisch ist hoffentlich nicht allzu schwerfällig.
Inzwischen habe ich auch eine dumme Unterlassung gut gemacht. Ihre Idee eines ‚Faktors Vier‘ stellt natürlich eine wichtige Ergänzung zu den Ausführungen über eine Wirtschaft mit ‚geplanter Langlebigkeit‘ dar.
Mit den freundlichsten Grüßen
Gero Jenner
171129:
Von: ernst@weizsaecker.de
Betreff: AW: In Defiance of Pessimism
Datum: 29. November 2017 um 15:14
An: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com
Lieber Herr Jenner,
wunderbarer Text. Ich gratuliere!
Von unserer Seite gibt’s auch was Neues (Anlage: Fahnenkorrektur). Buch kommt wohl nächste Woche bei Springer New York heraus. Die Übersetzung ins Deutsche ist schon im September unter dem Titel „Wir sind dran“ erschienen (Gütersloher Verlagshaus).
Viele Grüße
Ernst Weizsäcker
171206:
Von: Dr. Gero Jenner info@gerojenner.com
Betreff: Homo Creator -Glanz und Schatten menschlichen Fortschritts
Datum: 6. Dezember 2017 um 08:24
An: ernst@weizsaecker.de
Sehr geehrter Herr von Weizsäcker,
sehr habe ich mich über Ihre lobenden Worte zu meiner Arbeit gefreut – umso mehr als Sie sich zu anderen meiner Texte ja auch schon kritisch geäußert haben.
Ich hatte schon früher mit Dank reagieren wollen, aber bis heute gezögert, weil ich diesen Dank mit der Nachricht zu verbinden hoffte, dass der Econ-Verlag mir einen positiven Bescheid über den baldigen Druck schicken würde. Der Cheflektor des Verlags, Herr Diessl, hatte mir gegenüber eine Entscheidung bis Ende November angekündigt.
Man scheint dort jedoch immer noch zu zögern, vielleicht deswegen weil ein früheres Buch im Schwesterverlag Propyläen (Energiewende – so sichern wir Deutschlands Zukunft) kein publizistischer Erfolg gewesen war. Ich hatte diese Wende zwar wörtlich als „nationales Projekt“ in den Fokus gestellt (bevor die Kanzlerin dann tatsächlich im Anschluss an Fukushima ein solches Projekt daraus machte), aber im übrigen zu pessimistische Prognosen über die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes angestellt.
In gewissem Sinne stellt mein jetziges Buch eine Wiedergutmachung dar. Um den Verlag zu überzeugen, würde wohl viel darauf ankommen, dass das Manuskript auch noch anderen Gutachtern in die Hände kommt, die sich darüber mit Sachverstand äußern können.
Mit Dank und freundlichen Grüßen
Gero Jenner
180113:
Lieber Herr von Weizsäcker,
wie immer freue ich mich sehr über Einverständnis mit meinen Thesen. Ich glaube, Sie werden auch mit dem übereinstimmen können, was ich in einer erweiterten Einleitung zu ‚Glanz und Schatten menschlichen Fortschritts‘ zu den ‚Grenzen des Wachstums‘ des Club of Rome sage, und zwar in (Was ist Wirtschaftsphilosophie?) und in den beiden Manuskripten (http://www.gerojenner.com/zfilesz/Glanz-und-Schatten-menschlichen-Fortschritts.pdf) oder englisch (http://www.gerojenner.com/zfilesz/Glamour-and-Shadow-of-Human-Progress.pdf).
Nun hat auch ein weiterer Wirtschaftsexperte, den ich immer sehr schätzte, Herr Meinhard Miegel, das Manuskript zu ‚Glanz und Schatten‘ mit, wie er mir schrieb, großer Zustimmung gelesen und sich bereit erklärt, es einem Verlag gegenüber zu empfehlen. Ich würde nicht so antichambrieren, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass das Buch es verdient. Ob ich da auch mit Ihrer Hilfe rechnen darf?
Herzliche Grüße
Gero Jenner
180113:
Lieber Herr Jenner,
Hilfe immer gerne. Zeit ist das knappe Gut, – natürlich nicht nur bei mir.
Ernst Weizsäcker
180113:
Von: Dr. Gero Jenner [mailto:info@gerojenner.com]
Gesendet: Samstag, 13. Januar 2018 08:14
Betreff: Bertrand Russell’s fatal Error
Gero Jenner To whom it may concern!
Bertrand Russells fataler Irrtum – wie die Analytische Philosophie den menschlichen Geist beleidigt
Bertrand Russell’s fatal error – how Analytic Philosophy distorts human reason
<Sect. 2.7.doc><2.7.1 Reduktionismus.doc>
180113:
Am 13.01.2018 um 14:21 schrieb ernst@weizsaecker.de:
Lieber Herr Jenner,
Bravo. Ansonsten war Bertrant Russell ja ein wunderbarer Mann. In unserem neuen Buch „Come On“ (auf Deutsch „Wir sind dran“) haben wir den ganzen zweiten Teil der Aufgabe einer Generalüberholung der Philosophie gewidmet und kommen zu der Überzeugung, dass unsere Zivilisation eine „Neue Aufklärung“ braucht. Eine, die der Balance mehr und den Dogmatikern weniger Respekt zollt. Ein Kapitel trifft sich mit Ihrer Russell-Schelte (Anlage).
Mit freundlichen Grüßen
Ernst v. Weizsäcker