Sehr geehrter Herr Paech,
natürlich höre ich Sie ausrufen, damit hätten Sie nichts zu tun! Aber wir beide wissen es schlechter. Herr Hirsch vom oekom-Verlag, bei dem ich vor zwei Wochen anfragte, ob er an meinem Manuskript Interesse habe, dann würde ich es ihm schicken, hat dieses Interesse in seiner gestrigen Mail verneint. Aber er hat sich nicht entblödet, seiner Ablehnung den unmöglichen Satz hinzuzufügen: „bitte werten Sie diese Absage nicht als Kritik an der Buchqualität“. Sicher ein Höhepunkt in intellektueller Unredlichkeit, etwas über die Qualität eines Buches zu sagen, das man gar nicht gelesen hat!
Andererseits kennt Herr Hirsch Sie sehr gut, denn Sie sind ja ein wichtiger Autor seines Verlags, und Ihnen hatte ich in zwei vorangehenden Mails geschrieben, dass ich das Buch gern im oekom-Verlag veröffentlicht sähe. Also kann er vom Inhalt des Buches nur durch Sie erfahren haben. Wie ist es möglich frage ich Sie, dass ein international berühmter Amerikaner (Prof. Daly) meine Arbeit lobt und ihr eine weite Verbreitung wünscht, während Sie sich beeilen, den Oekom-Verlag „jennerfrei“ zu halten? Ich war naiv genug, davon auszugehen, dass Sie genau wie ich ein Interesse daran haben würden, das Thema Ökologie zu vertiefen und zu verbreiten und sich daher selbstverständlich für ein Buch einsetzen, das genau dies bezweckt. Warum spielen stattdessen Kleinlichkeit, Revierdenken und Missgunst bei uns eine so große Rolle?
Alles Gute
Gero Jenner
Mail vom 13.9.2020 an Herrn Jacob Radloff, den Herausgeber und Chefredakteur des Oekom-Verlages:
Sehr geehrter Herr Radloff,
ich erlaube mir, mich mit einer Beschwerde an Sie zu wenden. Es ist mir wohl bewusst, dass Verlage private Unternehmen sind, die annehmen und ablehnen können, wen und was sie wollen. Das entspricht den Spielregeln der freien Marktwirtschaft und ist natürlich völlig in Ordnung. Aber im allgemeinen ist es dennoch üblich, gewisse Anstandsregeln zu befolgen. Leider hat sich Herr Christopher Hirsch für mein Empfinden etwas zu weit von diesen Regeln entfernt. Da ich nicht erwarte, dass Sie auf diesen Brief reagieren, möchte ich Sie mit entsprechender Offenheit davon in Kenntnis setzen. Es handelt sich um mein Buch „Wir schaffen das! – eine andere, bessere Welt“, auf Englisch „Yes, we can – No, we must!, für das mir kein Geringerer als der „Papst“ der ökologischen Bewegung und ehemalige Mitarbeiter der Weltbank, Herrn Herman Daly, am 14. Juli dieses Jahres sein besonderes Lob aussprach (zitiert am Beginn des Buches). Meine bisherigen Bücher wurden übrigens bisher von insgesamt drei hochrangigen Ökonomen gelobt und gefördert (Bert Rürup, Gerhard Scherhorn und jetzt eben Herman E. Daly).
Ich hatte bei Herrn Hirsch in einer Mail und gleich danach auch noch telefonisch angefragt, ob ein grundsätzliches Interesse an dem Buch bestehe, dann würde ich ihm das Manuskript zuschicken. Es hätte ja sein können, dass entsprechende Programmplätze schon vergeben waren. Nun, bei diesem Telefonat war davon jedenfalls keine Rede.
Zwei Wochen später erhielt ich jedoch eine Absage, womit mir Herr Hirsch bescheinigte, dass die „Buchidee .. natürlich zu uns passt und es sicher auch Wert /sic!/ ist, in Deutschland zu erscheinen“ – nur um seine Mail dann mit der Standardfloskel abzuschließen, „bitte werten Sie diese Absage nicht als Kritik an der Buchqualität.“ Er schrieb dies, ohne auch nur eine Zeile des Buches gelesen zu haben, denn von mir kannte er nur den projektierten Titel und die wohlwollende Beurteilung durch einen international renommierten Experten – das Manuskript selbst hatte er gar nicht angefordert.
An diesem Punkt kommt leider noch eine zweite Person ins Spiel. Prof. Niko Paech, ein geschätzter Autor des Verlags, hatte das Manuskript zuvor von mir bekommen und mich zu der lobenden Stellungnahme von amerikanischer Seite mit den Worten beglückwünscht – „so ein feedback vom Papst /der Wachstumskritik/ hätte ich auch mal gern…“ Prof. Paech wusste auch, dass ich mich an den oekom-Verlag wenden wollte, denn dies hatte ich ihm zuvor in zwei Mails mitgeteilt.
Wie gesagt, wurde mir zwei Wochen nach der telefonischen und schriftlichen Anfrage mitgeteilt, dass der Verlag schon ausgebucht sei, aber ich solle das doch, bitte schön, nicht als Aussage über die Qualität meines Buches auffassen. Angesichts der Tatsache, dass Herr Hirsch das Manuskript von mir nie bekommen hatte, war das reine Verhöhnung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gero Jenner