Geld und (Un)Freiheit

(auch erschienen in: Zeitschrift "Humane Wirtschaft" 6/2016, fbkfinanzwirtschaft und "scharf-links")

Jean-Jacques Rousseau beantwortete eine Preisfrage der Akademie von Dijon mit der unerwarteten These, die Zivilisation bilde in Wahrheit den Anfang aller sozialen Übel. Geld und (Un)Freiheit weiterlesen

Ja oder nein – lernt der Mensch aus der Geschichte?

Die Frage ist umstritten und scheint doch eine schnelle Antwort zu gewähren: Bei oberflächlicher Betrachtung ist der Mensch das aus der Geschichte lernende Wesen schlechthin. Wer sich die Finger am Feuer verbrennt, hält sie gewiss nicht zum zweiten Mal in eine Flamme. Wer den Samen aufgehen sieht, nachdem er ihn in die Erde säte, hat die Grundzüge der neolithischen Revolution begriffen und damit den Grundstein für jenen gewaltigen Bau des kumulativen Wissens gelegt, der nur in einer Gesellschaft des Lernens entstehen konnte, wo sich das begrenzte Wissen einzelner Individuen zu kollektivem Wissen in Raum und Zeit addiert. Nur aus Erfahrung wird der Mensch klug; die Geschichte, aus der er Erfahrung schöpft, bildet die Grundlage aller Erkenntnis und allen Fortschritts. Ja oder nein – lernt der Mensch aus der Geschichte? weiterlesen

Multikulti – ein gefährliches Ideal. Wie die Wohlmeinenden den Staat ruinieren

(auch erschienen in: Tichys Einblick und Forum Freie Gesellschaft)

Eine Wiener Philosophin hat kürzlich im österreichischen Rundfunk mit einem Text von großer sprachlicher Eindringlichkeit für die pluralistische Gesellschaft geworben. Nicht im Kampf der Kulturen, wie Huntington ihn beschwor, liege die eigentliche Bedrohung, sondern im Kampf aller Fundamentalisten gleich welcher Religion und Ideologie gegen die multikulturelle Gesellschaft. Deren Vielfalt sei das einzig positive Ideal unserer Zeit, nicht Homogeneität wie von den Fundamentalisten erstrebt. Multikulti – ein gefährliches Ideal. Wie die Wohlmeinenden den Staat ruinieren weiterlesen

Deutschland 2030 – vier Wege in die Zukunft

(auch erschienen in fbkfinanzwirtschaft)

Zukunftsprognosen pflegen sich notorisch als trügerisch zu erweisen. Es wäre ein Fall von belächelnswerter Hellseherei, wenn sich jemand anmaßen wollte, die Situation Deutschlands nach einem Jahrzehnt, sagen wir im Jahr 2030, vorherzusagen. Möglich ist aber, Entwicklungsalternativen aufzuzeigen, die sich logisch ausschließen und daher nicht gleichzeitig auftreten können. Deutschland 2030 – vier Wege in die Zukunft weiterlesen

Audiatur et altera pars

Wer sich um Europa bemüht – trotz allen Propagandagetöses das größte Friedens- und Versöhnungsprojekt der neueren Geschichte -, der wird sich nicht an den Giftmischern von AfD, FPÖ, Lega Nord, Front National etc. orientieren, aber er wird sie besonders genau studieren, weil gerade sie, und zwar als Sprachrohr großer Bevölkerungskreise, die Fehler und Irrwege sichtbar machen, die den Erfolg dieses Projektes bedrohen. Audiatur et altera pars weiterlesen

Österreich – die Insel der Unseligen

(auch erschienen in: Tichys Einblick und "scharf-links")

Wer die Alpenrepublik besucht, lernt nicht nur ein Land von großer Schönheit kennen, sondern noch dazu eines von beeindruckendem Wohlstand. Nicht dass es nicht viele Kennziffern gäbe, die seiner jetzigen und jeder anderen Regierung Kopfschmerzen verursachen müssen, aber im Vergleich zu den meisten Staaten, die jenseits seiner südlichen und östlichen Grenze liegen, darf dieses Land sich wohlhabend nennen; im Vergleich zu den Staaten Afrikas und des Nahen Ostens sogar überaus reich – und zu all dem ist es wie gegenwärtig noch ganz Europa ein Refugium sowohl des äußeren wie des inneren Friedens. Österreich – die Insel der Unseligen weiterlesen

Zeit der Gesinnungsschnüffler

(auch erschienen in: Zeitschrift "Humane Wirtschaft" 5/2016 und Tichys Einblick)

Es gibt verschiedene Arten einander zu grüßen: Man kann beim Kopf beginnen und mit Argumenten oder sich gegenseitig beschnüffeln, wie es unter unseren vierbeinigen Freunde die Regel ist, nämlich vom Schwanze her. Dann stellt man, noch bevor man überhaupt wissen will, was der andere zu sagen hat, erst einmal fest, ob er links sei oder rechts, ob religiös oder ungläubig, ob hetero oder homo, ob liberal oder autoritär. Zeit der Gesinnungsschnüffler weiterlesen

Ante Portas: Radikale und Radikalismus

(auch erschienen in: Zeitschrift "Humane Wirtschaft" 4/2016 und Tichys Einblick)

Überall in Europa vom Süden bis in den hohen Norden stehen sie in den Startlöchern, bereit für den politischen Umbruch: Fremdenhasser, Europafeinde. In Österreich gelang es bei der jüngsten Bundespräsidentenwahl nur äußerst knapp – mit einem Stimmenvorsprung von weniger als einem Prozent – die extreme Rechte gerade noch abzuschmettern. Ante Portas: Radikale und Radikalismus weiterlesen

Die gespaltene Nation – wie gute Menschen zu Gutmenschen werden

(auch erschienen in: Tichys Einblick und Forum Freie Gesellschaft)

Seit Beginn der Flüchtlingskrise befindet sich Mitteleuropa in ideologisch aufgeheizter Verfassung; längst totgesagte Gespenster sind neuerlich unter uns. Freundschaften zerbrechen an einer einzigen Frage: Wie hältst du es mit den  Migranten?

Die gespaltene Nation – wie gute Menschen zu Gutmenschen werden weiterlesen

Der Mensch ist gut – wie gut?

(Auch erschienen in Tichys Einblick)

Im Blick auf Dostojewski und Tolstoi hat Thomas Mann von der heiligen Literatur Russlands gesprochen – jeder versteht, was damit gemeint ist. Dostojewski dringt in die Seele der sozialen Außenseiter und der Verbrecher ein, nicht um dort das Böse aufzuspüren – das sieht ohnehin jeder -, sondern um zu zeigen, dass auch der böseste Mensch letztlich ein Gewissen besitzt und um das Gute weiß – ein Bewusstsein, das bei ihm nur verschüttet war. Bei Dostojewski ist auch, vielleicht gerade, der böse Mensch im Letzten gut, er hat sich nur auf den falschen Weg begeben. Diese Botschaft ist es, die kein anderer Autor so überzeugend und mit solcher Leidenschaft in seinen Werken vertrat wie Dostojewski. Der Mensch ist gut – wie gut? weiterlesen

Der Mensch ist böse – wie böse ist er?

(auch erschienen in: Tichys Einblick)

Seit der Entstehung der großen Sozialutopien ist es üblich, den Menschen als von Natur aus gut zu verstehen und alle Übel darauf zurückzuführen, dass er durch falsche Institutionen vom rechten Wege abgebracht worden sei. Man müsse deshalb nur die schlechten Institutionen und Anschauungen ändern, damit seine ursprünglich guten Eigenschaften wieder makellos in Erscheinung träten. Anders gesagt, genügt es, dem Menschen das falsche Gewand vom Leibe zu reißen, dann sei er wieder, was er von Natur aus ursprünglich war. Der Mensch ist böse – wie böse ist er? weiterlesen

Offener Brief an den Schriftsteller und Wissenschaftler Navid Kermani

Es ist erstaunlich und doch sicher kein Zufall, dass die Juden, die vor der Vernichtung durch die Nazis nur etwa ein Prozent der Bevölkerung Deutschlands und Österreichs ausmachten, etwa die Hälfte der bekanntesten Schriftsteller stellten, und dass sie sich eine solche geistige Vormachtstellung auch in anderen Ländern Europas verschafften. Außenseiter bzw. Menschen, die sich als solche fühlen oder von einer Mehrheit so gesehen werden, eignen sich einen schärferen Blick für ihre Umwelt an als jene Menschen, die aufgrund ihrer Geburt sozusagen einen selbstverständlichen Teil in ihr bilden. Das trifft in hohem Maße auch auf Sie, Herr Kermani, den muslimischen Wissenschaftler und Schriftsteller, zu. Offener Brief an den Schriftsteller und Wissenschaftler Navid Kermani weiterlesen