De gustibus EST disputandum

Eine wichtige, vielleicht die wichtigste Aufgabe eines guten Lehrers hat darin zu bestehen, den Schülern voreiliges Urteilen abzugewöhnen, denn mit diesem Bedürfnis kommen wir auf die Welt, während der Verstand sich nur sehr langsam entfaltet. Der Säugling schreit sofort, wenn ihm unwohl ist, und er lächelt, wenn man ihn freundlich behandelt. Aber auch das Vokabular von Pubertierenden enthält vor allem Ausdrücke wie super, geil, toll und anderseits ablehnendes Werten wie pfui, widerlich, böse etc. Die Abneigung gegen eigenständiges Denken und die Neigung, Argumente durch vorschnelles Werten und Urteilen zu ersetzen, bleibt darüber hinaus bei vielen Menschen erhalten – bei nicht wenigen ein Leben lang.

De gustibus EST disputandum weiterlesen

Der Thymos und die Logik – warum wir wissen und doch nicht tun

Francis Fukuyama, der allseits gebildete US-amerikanische Politikwissenschaftler, hat in seinem bekannten Buch, „Das Ende der Geschichte“, deren Betrachtung um eine wichtige Vokabel griechischen Ursprungs bereichert – den Thymos. Der Thymos und die Logik – warum wir wissen und doch nicht tun weiterlesen

Starke Männer, schwache Völker – die ungewisse Zukunft der Demokratie

Ein kritischer Rezensent müsste diesen Essay wohl wie Wikipedia mit dem Hinweis begleiten, dass „es noch an Belegen fehle„. Ich wage es dennoch, ihn zu veröffentlichen, weil ich meinerseits fürchte, dass zu diesem Thema wohl nie genügend Belege vorhanden sind – auf jeden Fall aber sehr viele sehr verschiedene Meinungen. Ich biete nur Impressionen, jeder möge sie auf seine Art und mit seinem – vielleicht besseren – Wissen ergänzen. Starke Männer, schwache Völker – die ungewisse Zukunft der Demokratie weiterlesen

Der unheilige Martin – christliche Moraltheologie und Kapitalismus

Mit dem Strom schwimmen Opportunisten, gegen ihn schwimmen mutige Außenseiter. Eine solche Rolle hat der katholische Moraltheologe Martin Rhonheimer, seines Zeichens Ethikprofessor an der Päpstlichen Universität Rom, übernommen. Der unheilige Martin – christliche Moraltheologie und Kapitalismus weiterlesen

Fake Reality – zwei Gründe, warum auch die Grünen nur die halbe Wahrheit über das Klima sagen

William E. Rees gewidmet Fake Reality – zwei Gründe, warum auch die Grünen nur die halbe Wahrheit über das Klima sagen weiterlesen

Krugman, Trump und die Geopolitik

In einem am 5. September in der New York Times erschienenen Artikel (Trumpism Is Bad for Business) hat Paul Krugman die gegen China verhängten Wirtschaftssanktionen scharf kritisiert. Nicht nur kämen sie die Konsumenten seines Landes teuer zu stehen, weil ja sie es seien, welche die Quittung für die hohen Zölle zu zahlen hätten, auch die amerikanische Agrarindustrie würde bitter leiden, da China seinerseits amerikanische Einfuhren mit hohen Abgaben bestraft. Man könne die „supply chain“, also die internationale Verflechtung der Produktion, nicht durch Zölle beschädigen, ohne dass alle Beteiligten schwer darunter zu leiden hätten. Das Ergebnis sei schon jetzt klar zu erkennen: Trump mache Amerika nicht „great“, sondern das genaue Gegenteil sei zu befürchten. Krugman, Trump und die Geopolitik weiterlesen

Die Hand am Drücker: Wie ein amerikanischer Präsident mutwillig auf den Krieg zusteuert

In den ersten Weltkrieg schlitterten die damaligen Weltmächte hinein. Sie hatten über Jahre aufgerüstet, da bedurfte es schließlich nur noch eines Funkens – wie z.B. des Attentats auf den österreichischen Thronfolger – um das zum Bersten gefüllte Pulverfass zur Explosion zu bringen. Die Hand am Drücker: Wie ein amerikanischer Präsident mutwillig auf den Krieg zusteuert weiterlesen

Von Jean-Jacques Rousseau bis zu Pankaj Mishra – der einäugige Blick auf die Geschichte

(Auch erschienen in „Humane Wirtschaft“)

Immer erneut hat sich die Deutung der Geschichte von einem naiven Humanismus verführen lassen, weil dieser die Stimme des Gewissens ohne alles Wenn und Aber vertritt. Die Luftschlösser, die er auf diese Weise erbaut, verkörpern dann das hehre Ideal gegenüber einer so viel unvollkommeneren Realität. Wollen wir die Gegenwart aber gerecht und richtig beurteilen, dann dürfen wir die Vergangenheit nicht idealisieren, sondern müssen sie ohne jede Beschönigung beschreiben. Von Jean-Jacques Rousseau bis zu Pankaj Mishra – der einäugige Blick auf die Geschichte weiterlesen

Globus unter dem Zepter Chinas?

Wie beurteilt ein führender US-amerikanischer Experte für die Streitenden Reiche unserer Zeit, der Historiker Alfred McCoy, das künftige Verhältnis der Supermächte und die relative Stärke seines Landes im Vergleich zu der Chinas? Was die WIRTSCHAFT betrifft, so besteht aus seiner Sicht nicht der geringste Zweifel, dass das Reich der Mitte bald die Vereinigten Staaten bald überholen wird. Globus unter dem Zepter Chinas? weiterlesen

Apokalypse – Wann?“

Im Nachhinein wird es uns als ein Glücksfall der Historie erscheinen, dass das für den Globus existenzbedrohende Arsenal an Massenvernichtungswaffen damals einzig in den Händen von nicht mehr als zwei Akteuren lag: denen der USA und der Sowjetunion. Die gegenwärtige Entwicklung zielt in eine andere Richtung: An die Stelle einer bipolaren ist eine multipolare oder – wie andere es nennen – eine polyzentrische Weltordnung getreten. Apokalypse – Wann?“ weiterlesen

Klimawandel und Massenmigration

Ich habe das Glück, in einem Staat zu leben, wo niemand Hunger leidet, man weder wegen seines Glaubens, noch seiner Hautfarbe oder Rasse verfolgt wird und selbst nachts nicht zu befürchten hat, von Verhungernden, von verzweifelten Dieben oder politischen Fanatikern aus dem Hinterhalt angegriffen oder ermordet zu werden. Klimawandel und Massenmigration weiterlesen

Der Fluch der Globalisierung

(Auch erschienen in „Humane Wirtschaft“)

Ich lebe in Puch bei Weiz, einem kleinen Dorf in der Steiermark. Mancher Tourist, der seine Ferien hier verbringt, wird den Ort als verträumt bezeichnen, obwohl die Menschen hier keineswegs müßige Träumer sind, sondern im Gegenteil überaus arbeitsam. Das macht sich auf angenehme Weise bemerkbar: Häuser und Gärten sind gepflegt und zeugen von Wohlstand, die Abwesenheit von äußeren Umgrenzungen wie Hecken und Mauern lässt auf gute Nachbarschaft schließen. Gerade die einfachen Leute pflegen hier besonders freundlich und zuvorkommend zu sein. Fremden gegenüber herrscht Toleranz, was mir und meiner Familie zugute kam, als ich mich gegen Ende der Achtzigerjahre entschloss, Berlin zu verlassen und meinen Wohnsitz hier aufzuschlagen – etwa 40 km von Graz entfernt, der nächsten größeren Stadt. Der Fluch der Globalisierung weiterlesen