(auch erschienen in: Heise.de)
Reflexionen über das Geld rücken entweder zu Bestsellern auf oder sie sprechen nur einen kleinen Kreis von Menschen mit idealistischen bis hin zu esoterischen Neigungen an. Titel von der Art „Wie werde ich Millionär“ oder „Der Weg zur finanziellen Freiheit“ fallen in die erste Kategorie. Sie zählen auf die Raff- und Geldgier großer und kleiner Leute. Vor allem auf die Leichtgläubigkeit bei den letzteren wird hier spekuliert. Denn wer Gier mit Intelligenz verbindet, lässt sich gleich von Hedgefonds anstellen oder wird Analyst in einer großen Investmentbank. Dort findet sich eine geistig erlesene, aber moralisch skrupellose Elite von Mathematikern und Logikern zusammen, die ihr zerebrales Können in den Dienst der sozialen Zerstörung stellen. Diese Leute kommen ohne die populären Ratgeber aus, womit geschickte Verführer die Gier kleiner Leute anstacheln. Sie selbst sind die eigentlichen Profis: die Hohenpriester der Gier.
Ihnen steht eine Handvoll Idealisten gegenüber, die letzten Schüler Humboldts und seiner Forderung, allein der Suche nach Wahrheit zu folgen. Während Banker und Analysten mit Geld gleichsam verheiratet sind, leben die meisten Geld- und Zinstheoretiker in priesterlicher Enthaltsamkeit, man kann auch sagen im Zölibat. Es genügt ihnen, wenn sie dem verhassten Dämon in die Seele blicken – und dort stoßen sie dann ganz von selbst auf das Zinssystem.
Dieser Artikel wurde in aktualisierter Form in mein neues Buch aufgenommen:
„EuroKalypse Now – Es gibt einen Weg aus der Krise!“
Es wird Anfang September dieses Jahres (2012) im Metropolis Verlag erscheinen.