Womit hat er diese Anwürfe verdient, diesen Hass, diese Nazivergleiche und Beschwörungen eines Vierten Reiches? In Griechenland ist Deutschland zum Feindbild geworden, doch wer sich in italienischen Talkshows umhört, wird dort mit ähnlichen Tönen konfrontiert, ebenso in Spanien oder Portugal – und was Frankreich betrifft, so ist seit Gerhard Schröders Kanzlerschaft das Misstrauen der Franzosen gegenüber Deutschland stetig gewachsen. Die Freundschaft zwischen beiden Ländern wird oft beschworen – und die politisch-ökonomischen Eliten halten in ihren Statements ja auch unbeirrt an ihr fest -, aber ist sie je bis in die Tiefe gedrungen? Jetzt, wo Deutschland auf einmal so stark und die Länder des südlichen Europa einschließlich Frankreich so schwach erscheinen, wird Deutschland zwar von allen Seiten beneidet – doch zugleich und in wachsendem Maße auch wieder gefürchtet. Europa – von wohlmeinenden Wunschdenkern wie Jeremy Rifkin noch vor kurzem als der glückliche Kontinent besungen (1) – kann sich nicht mehr auf der Identifikation seiner Bürger verlassen. Diese sind soeben im Begriff, die Requisitenkammer der nationalen Klischees nach alten Feindbildern zu durchstöbern. Alte Vorurteile, fixe Ideen und Karikaturen erwachen zu neuem Leben: Das Gespenst des hässlichen Deutschen geht wieder um!
Dieser Artikel wurde in aktualisierter Form in mein neues Buch aufgenommen:
„EuroKalypse Now – Es gibt einen Weg aus der Krise!“
Es wird Anfang September dieses Jahres (2012) im Metropolis Verlag erscheinen.