Franz-Josef Strauß, ein großer Machtmensch, aber vielleicht kein ebenso großer Denker, hat einmal sinngemäß den Orakelspruch abgegeben, dass der Zweck des Bewahrens das Nicht-Bewahren sei. Damit jedermann diesen Satz auch versteht, drückte er sich allerdings etwas anders aus. „Konservativ heißt, nicht nach hinten blicken, konservativ heißt, an der Spitze des Fortschritts marschieren“(1). Spätestens seit dieser kryptischen Offenbarung ist des Rätselratens kein Ende mehr, worin sich Links und Rechts denn eigentlich unterscheiden. Dabei wird niemand leugnen, dass sich beide Lager, heute wie gestern, als zwei einander befehdende Machtblöcke gegenüber stehen. Es muss also doch eine Trennlinie geben – auch wenn man von Denkern wie Franz-Josef Strauß nicht unbedingt eine erhellende Antwort erhält.
Versuchen wir einmal, es möglichst einfach zu sehen
Ich bin mir bewusst, dass jeder der zu diesem Thema eine eigene Meinung äußert, sich damit auf ein spiegelglattes Parkett vorwagt, auf dem schon andere auf blamable Art ausgerutscht sind. Daher möchte ich mich gleich zu einer Tollkühnheit bekennen: Bewusst werde ich die Rolle eines Simplificateur horrible spielen, die eines dreisten Vereinfachers also. Das hat zwar zur Folge, dass viele unglaubliche Bäume verschwinden – unter ihnen das Konservative, das zur gleichen Zeit das Fortschreitende sei -, aber stattdessen öffnet sich auf einmal der Blick auf den Wald jenseits der Bäume. Sobald wir den Gegensatz von Rechts und Links auf eine philosophische Ebene heben, öffnet sich ein Panorama, das uns für die Vereinfachung mehr als schadlos hält.
Dieser Artikel wurde in aktualisierter Form in mein neues Buch aufgenommen:
„EuroKalypse Now – Es gibt einen Weg aus der Krise!“
Es wird Anfang September dieses Jahres (2012) im Metropolis Verlag erscheinen.