Nexus oder Harari, der Visionär

Welch eine Biografie! Die Spannweite dieses großen Denkers erstreckt sich von „Sapiens – a brief History of Mankind“ bis zu „Nexus – A Brief History of Information Networks from the Stone Age to AI“. Damit umfasst dieser Überblick nicht weniger als drei Jahrhunderte europäischer Geistesgeschichte. War das große Anfangswerk „Sapiens“ noch durchdrungen von jener Wissenschaftseuphorie, zumindest von jenem Erstaunen vor ihren demiurgischen Leistungen, wie wir sie schon von Francis Bacon im frühen 17. Jahrhundert kennen, so überrascht uns Nexus mit seiner radikalen Wissenschaftsskepsis.

Dass sich diese Skepsis, nein dieser massive Pessimismus, gerade an der Künstlichen Intelligenz entzündet, überzeugt mich zwar weniger. In ihrer Unvorhersehbarkeit und mit ihren durchaus absehbaren apokalyptischen Folgen geht die nukleare Bedrohung meines Erachtens weit über jene Gefahr hinaus, die Harari der Künstlichen Intelligenz zuschreibt. Künstliche Intelligenz werde der Demokratie das Grab schaufeln, so die Prognose des israelischen Denkers. Das ist sicher vollkommen richtig. Ein nuklearer Schlagabtausch würde aber nicht nur die Demokratie beenden, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch das Leben auf unserem Planeten. Die Rolle, welche KI auch im nuklearen Bereich spielt, wird dabei meist unterschlagen. Da die Vorwarnzeiten bei einem Erstschlag mit immer schnelleren Überschallraketen zusehends kürzer werden, fehlt der Staatsführung jetzt schon die Zeit zwischen einem Fehlalarm und einem tatsächlichen Überfall zu unterscheiden. Deswegen kommt heute schon Künstliche Intelligenz zum Einsatz, welche die Informationen der zu Land und im Satellitengürtel verteilten Sensoren bewertet. Schon jetzt liegt das Schicksal der Menschheit in ihrer Hand. Der Missbrauch der Künstlichen Intelligenz durch Fälschung und Verzerrung der Information ist daher nur eine der zu erwartenden Folgen. An die nukleare Bedrohung hat sich die Welt allerdings seit einem dreiviertel Jahrhundert gewöhnt und verdrängt sie beflissen, während die Künstliche Intelligenz eine faszinierende Neuheit ist, welche alle in ihren Bann zieht und in Bereichen wie der Medizin auch substanzielle Fortschritte mit sich bringt.

Man darf wohl sagen, dass Harari sich in seinem Buch „Sapiens“ noch zum Sprachrohr jenes neuzeitlichen Religionsersatzes gemacht hatte, der heute unter dem Namen „Wissenschaft“ firmiert. Deren prominentester Vertreter ist zweifellos Elon Musk, bei dem die Euphorie an das Gebaren eines nahen Vorfahren gemahnt, nämlich an das des Gorillas, der in Momenten größter Erregung vor Begeisterung auf die eigene Brust eintrommelt. Jüngst haben wir erlebt, wie der Amerikaner diesen Vorfahren nachahmt, indem er vor überschäumendem Enthusiasmus beide Arme in die Höhe wirft und dabei vor unbeherrschbarer Lust rohe Urlaute von sich gibt. Musk ist der Hohepriester der neuen Wissenschaftsreligion. Im Gegensatz zu den Vertretern vergangener Glaubensnarrative verspricht er uns allerdings weder das Paradies auf dieser Erde noch ein jenseitiges Eden – er verspricht uns die Hölle. Da wir, wie er mehrfach betonte, hier unten möglicherweise vor der physischen Auslöschung stehen, will er uns auf den Mars katapultieren. Die jedem ernstzunehmenden Wissenschaftler geläufige Tatsache, dass wir dort weder atmen, noch irgendetwas Essbares ernten können, scheint ihn nicht zu bekümmern. Auch nicht der betrübliche Umstand, dass die Temperatur auf dem Mars nur selten fünf Plusgrade erreicht, meistens aber bei minus hundert liegt. Anders gesagt, aus lauter Verliebtheit in das eigene technische Spielzeug tischt uns dieser falsche Wissenschaftspapst gegen alles bessere Wissen die reinsten Lügen auf.

Von socher Wissenschaftseuphorie – gleichgültig ob falsch oder berechtigt – ist in Nexus so gut wie nichts übriggeblieben. Dennoch ist es nicht Hararis Furcht vor einer allmächtigen Künstlichen Intelligenz, die den Menschen am Ende zu ihrem Sklaven macht und die Demokratie vernichtet, welche sein jüngstes Werk in meinen Augen zu einem Geniestreich macht. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit – nie pedantisch, nie zähflüssig, nie darum bemüht, den Leser durch eigene Gelehrsamkeit zu beeindrucken – gelingt es dem Autor, gerade im ersten Teil seines Buches die schwierigsten Begriffe so mühelos und in so einfacher und klarer Sprache zu erklären, dass man ihn für diese besonders in Deutschland seltene Kunst nur bewundern kann. Unser gesamtes Wissen über Natur und Mensch fasst er in dem übergeordneten Begriff der „Information“ zusammen und unterteilt diese dann in die beiden Hälften „Ordnung“ (order) und „Wahrheit“ (truth). Wahrheit umfasst unser objektives Wissen von der Natur, das so wenig unserer Willkür entspringt wie die Natur selbst. Dagegen repräsentiert Ordnung ein vom Menschen selbst erschaffenes, in der Natur nicht vorgefundenes Wissen. In Hararis eigenen Worten: „Die Informationen, die Menschen über intersubjektive Dinge austauschen, repräsentieren nichts, was bereits vor dem Informationsaustausch existierte; vielmehr schafft der Informationsaustausch diese Dinge.“

Mit ordnunggebender Information sind alle ideologischen, religiösen und sonstigen Narrative gemeint, welche Menschen zu Gemeinschaften mit einem gemeinsamen Weltbild zusammenschweißen. Andere haben statt von „Information“ von „Wissen“ gesprochen und das Wissen von der Natur unserem Wissen um Mensch und Gesellschaft entgegengestellt. Der Gegensatz zwischen den beiden Formen der Information oder des Wissens besteht darin, dass wir in jedem der beiden jeweils ganz andere Fragen stellen. Die Wissenschaften von der Natur unterscheiden nach wahr oder unwahr, weil unsere Aussagen über die Natur entweder richtig sind oder falsch. Unser in Narrativen gespeichertes Wissen von Mensch und Gesellschaft hat es mit moralischen oder ästhetischen Werten zu tun. Es geht um gut versus böse oder moralisch indifferent, bzw. um schön versus hässlich oder ästhetisch neutral.

Ich sagte schon, dieser Gegensatz spielt nicht erst bei Harari eine vorrangige Rolle, wir begegnen ihm in der gesamten Geschichte der Philosophie eine. Um eine stabile soziale Ordnung herzustellen, empfahl Plato in seiner Politeia eine staatserhaltende Lüge, nämlich dass die verschiedenen Klassen je nach ihrem Rang aus verschiedenen Metallen bestehen, angefangen vom Gold für die höchste von ihnen. Die deutsche Geistesgeschichte hebt bis zu Dilthey den Gegensatz zwischen Geistes- und Naturwissenschaften hervor. Harari aber bringt es fertig, die ganze historische Last über Bord zu werfen und auf ganz unbefangene aber hellseherische Art sozusagen von vorn zu beginnen. Den Gegensatz zwischen „Wahrheit“ (truth) und „Ordnung“ (order) stellt er als einen letztlich unaufhebbaren Widerspruch dar.

Wir alle wissen, dass die ordnunggebenden Narrative überall auf der Welt Wahrheit bewusst unterdrückten, wenn diese für sie zur Gefahr zu werden drohte. Das Beispiel Galileis ging in die Geschichte ein, aber er ist nur einer unter den zahllosen Ketzern, deren wahre oder oft auch nur vermeintlichen Erkenntnisse ein bestehendes Narrativ und damit eine bestehende Ordnung zu unterminieren drohten. Die daraus resultierenden Spaltungen der Gemeinschaft wurden als weit gefährlicher angesehen als es der Gewinn sein konnte, den eine wahre Erkenntnis bringt (im Fall Galileis interessierte diese zu seiner Zeit ohnehin nur eine Handvoll von Intellektuellen). Dieselbe Abwägung verbirgt sich unter dem Widerstand der sogenannten Kreationisten gegen die längst als unwiderlegbar bewerteten Erkenntnisse eines Charles Darwin. Die Zertrümmerung der biblischen Autorität und der durch sie geeinten Gemeinschaft vermag in ihren Augen der kleine Gewinn nicht wettzumachen, der aus der Erkenntnis erwächst, dass wir einen gemeinsamen Stammbaum mit den Affen teilen. Das gegenwärtige Putinregime hält selektiv an der objektiven Wahrheit fest, soweit diese der Entwicklung von Waffen mit immer größerer Vernichtungskraft dient. Wie schon zuvor die Sowjetunion verbietet es aber alle wissenschaftliche Erkenntnis, die ihrem Narrativ im Wege steht, in vollem Recht zu sein, wenn es die eigene angeblich weit überlegene moralische Ordnung den Nachbarvölkern mit Gewalt aufzwingt.

Das ist das eine, Information, die der Ordnung dient, unterdrückt objektive Wahrheit, wenn diese der Ordnung gefährlich wird. Aber das Gegenteil gehört ebenso zur evidenten historischen Realität. Überall auf der Welt haben Religionen und Ideologien unter dem Ansturm der Wissenschaften ein Dogma nach dem anderen aufgeben müssen. Im Namen der Wahrheit haben sich Voltaire und andere Aufklärer in seinem Gefolge über die Religionen lustig gemacht. Sie und vollends die großen Fortschrittsapostel des neunzehnten Jahrhunderts – man denke etwa an Ludwig Büchner, den Bruder des großen Georg – ähnelten einem Elon Musk in der naiven Überzeugung, dass im Zeitalter der Wissenschaften irgendwann sämtliche Fragen abschließend beantwortet und alle Rätsel gelöst sein würden – Antworten und Fragen, auf welche die Religionen keine oder nur falsche Antworten zu geben wussten. Heute dagegen wissen wir – und Harari versteht es, den Leser davon zu überzeugen – dass diese Erwartung nicht nur trügerisch ist sondern schlicht falsch. Unsere Werte und die Narrative, womit wir sie begründen, lassen sich nicht aus der Natur ableiten. Sie sind nicht Teil einer objektiven, außerhalb von uns selbst bestehenden und in diesem Sinne wahren Realität, sondern werden von uns selbst in die Welt gesetzt. Selbst wenn wir statistisch nachweisen könnten, dass neunzig Prozent aller Menschen unserer und früherer Generationen lieber mit anderen im Frieden leben als sie zu bekriegen oder zu morden, bleiben doch zehn Prozent übrig, die ihren eigenen Vorteil gerade darin sehen, sich gegen die Mehrheit zu stellen und bereit sind, dafür auch Kampf und Mord auszuüben. Auf solche Weise haben Hitler und Putin Deutschen bzw. Russen das Narrativ von Hass und Vernichtung im Namen eines von ihnen erfundenen, angeblich unanfechtbaren Weltbilds aufgezwungen.

Narrative sind Werkzeuge, um soziale Ordnung herzustellen. Als Menschen sind wir frei und bleiben daher für unsere Mitmenschen unberechenbar, solange wir nicht durch ein gemeinsames Narrativ, sprich durch eine Religion, eine Ideologie oder sonstige geistig-emotionale Inhalte miteinander verbunden sind. An diese ordnunggebenden Inhalte können wir nur glauben, da ihre Ge- und Verbote nicht zu den wissenschaftlich nachweisbaren Wahrheiten gehören. Damit aber ist nichts anderes gesagt, als dass wir – ob wir wollen oder nicht – immer Narrative erfinden werden und sie erfinden müssen, da darauf die Existenz menschlicher Gemeinschaften beruht. In unserer Zeit sind diese Narrative überwiegend von säkularer Art. Sie verbergen sich beispielsweise in den ethischen Grundsätzen einer Verfassung aber auch in denen jedes einzelnen Wirtschaftsbetriebs. Den Menschen, die mit ihnen leben, erscheinen solche Grundsätze als rationale Notwendigkeit, z.B. um einen Betrieb wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Aber die Rationalität selbst steht immer im Dienste ethischer Imperative, die als solche rational unbegründbar sind. Nur weil ein moderner Betrieb ein erstrebenswertes Ziel darin sieht, unaufhörlich zu produzieren und wettbewerbsfähig zu sein, gelangt die dabei verlangte Rationalität zur Anwendung. In der Vergangenheit hat es Gesellschaften gegeben und wird sie zweifellos in Zukunft von neuem geben, welche völlig andere Ziele verfolgen und diese daher auch mit einer anderen Rationalität verwirklichen.

Auf dieser Erkenntnis von einer existenziellen Freiheit, die jenseits aller Wahrheit der Naturerkenntnis besteht, beruht für mich der außerordentliche Beitrag von Nexus, dem jüngsten Buch von Juval Noah Harari. Mit unglaublich leichter Hand und der Meisterschaft eines Philosophen, der sich wie ein Kind zum ersten Mal die eigentlich wichtigen Fragen stellt, versetzt er der heutigen Wissenschaftsreligion einen größeren Stoß als David Hume, Immanuel Kant oder Karl Popper. Anders als der Welterfolg „Sapiens“ verlangt „Nexus“ von seinen Lesern allerdings mehr als nur Staunen, es verlangt tätiges Mitdenken, das – ganz wie es die These seines Buches belegt – einige seiner Gewissheiten zu erschüttern vermag. Da Denken weniger beliebt ist als das Staunen, würde es mich wundern, wenn Harari mit diesem philosophischen Meisterwerk so viele Leser erreicht wie mit Sapiens, diesem geflügelten Galopp durch die Weltgeschichte.

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Ausgewählte Kommentare

Frank Engert schreibt:

Lieber Gero Jenner,

herzlichen Dank für Ihren Aufsatz über Nexus.

Sie schreiben darin:

„Narrative sind die Werkzeuge sozialer Ordnung. Als Menschen sind wir frei und bleiben daher für unsere Mitmenschen unberechenbar, solange wir nicht durch ein gemeinsames Narrativ, sprich durch eine Religion, eine Ideologie oder sonstige geistigemotionale Inhalte miteinander verbunden sind. An diese ordnunggebenden Inhalte können wir nur glauben, da sie nicht zu den wissenschaftlich nachweisbaren Wahrheiten gehören. Damit aber ist nichts anderes gesagt, als dass wir – ob wir wollen oder nicht – immer Narrative erfinden werden und sie erfinden müssen, da darauf die Existenz menschlicher Gemeinschaften beruht.“

Glauben Sie allen Ernstes, dass es ein solches Narrativ an das alle glauben nach der Aufklärung überhaupt noch geben kann [wir werden/müssen es erfinden]? Ich glaube das nicht. Und wenn dem nicht so ist, wäre damit der Zerfall menschlicher Gesellschaften vorprogrammiert? Oder kann eine Gesellschaft, in der die Religion, das Narrativ, zur Privatsache per Verfassung erklärt ist, doch existieren? Ist das das Experiment, was unsere Zivilisation heute gerade unbewusst exerziert?

Sind das Fragen, die Harari in seinem Buch versucht anzugehen?

Mit freundlichem Gruß

Frank Engert

Meine Replik:

Lieber Herr Engert,

im Anschluss an das von Ihnen besprochene Zitat meines Aufsatzes habe ich noch einige Zeilen hinzugefügt, welche die Sache, wie ich hoffe, deutlicher machen. Religionen spielen zumindest in der westlichen Welt nur noch eine untergeordnete Rolle, aber nicht die Ethik, die einigen der größten von ihnen zugrundeliegt. Ethik beherrscht zum Beispiel jeden Betrieb, obwohl das den meisten dort arbeitenden Menschen überhaupt nicht bewusst ist. Sie glauben, dass sie einer Rationalität gehorchen, die sozusagen mit Unausweichlichkeit aus dem Zwang der Verhältnisse selbst resultiert. Aber es ist, wie ich in dem hinzugefügten Absatz sage, keineswegs notwendig, dass wir immer mehr produzieren und konsumieren, dass wir dabei mit anderen in unerbittlichem Wettbewerb stehen usw. Es sind ethische Entscheidungen von der Art ob wir uns und der Gesellschaft nützen oder schaden, die letztlich unser Handeln bestimmen, wenn die sachliche Rationalität, die sich daraus ergibt, dann auch durch die Verhältnisse (den Stand von Technik und Wissenschaft) bedingt wird. Ethische Entscheidungen aber führen zu Narrativen auch dann, wenn sie rein säkular sind.

Diese Überlegungen stehen im Einklang mit den Argumenten von Harari. Dieser würde Ihnen gewiss auch darin beipflichten, dass Religionen die wohl wirksamsten Narrative geschaffen haben, weil es uns leichter fällt, uns einem überirdischen Gott unterzuordnen, den wir uns als unendlich weise vorstellen, als einer irdischen Instanz, von der wir wissen, dass sie genauso fehlbar ist wie wir selbst. Dadurch wird die „intersubjektive Realität“, welche laut Harari den Erfolg unserer Art begründet, sozusagen gegen jeden Einspruch abgeschirmt. Das ist natürlich eine rein technische Sicht auf den Glauben, mit der sich Harari bei den Vertretern der Religion nicht beliebt machen kann.

Er behandelt im zweiten Teil seines Buches aber vor allem die seiner Meinung nach kaum mehr beherrschbaren Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Er ist der Meinung, dass diese das Potential besitzt, jedes Narrativ zu zerstören.

Nexus or Harari, the visionary

What a biography! The range of this great thinker extends from “Sapiens – a brief History of Mankind” to “Nexus – A Brief History of Information Networks from the Stone Age to AI”, which means that it embraces three centuries of European intellectual history. While “Sapiens”, the great early work, was still imbued with that euphoria of progress and science, or at least with that amazement at its demiurgic achievements that we already know from Francis Bacon in the early 17th century, “Nexus” surprises us with its radical skepticism.

However, I am not so convinced that this skepticism, no, this massive pessimism, should be the result of the misuse of artificial intelligence. In terms of its unpredictability and foreseeable apocalyptic consequences, I believe that the nuclear threat goes far beyond the danger that Harari ascribes to AI. According to the Israeli thinker, artificial intelligence will dig the grave of democracy. This may be perfectly true, but a nuclear first strike end the expected answer would not only end democracy, but most likely all life on our planet. The role AI meanwhile plays in the nuclear field as well, tends to be overlooked. Since warning times for a first strike are becoming increasingly shorter with ever faster supersonic ballistic missiles, governments lack the time to distinguish between false alarms and an actual attack. Today already, it is AI that evaluates the data from sensors distributed across the country and the satellite belt. Mankind’s very survival depends on its reliability.

In other words, the misuse through falsification and distortion of information, which according to Harari endangers democracy, is just one of the many dangerous consequences of AI. The world has, however, become accustomed to the nuclear threat and is studiously repressing it, while artificial intelligence is a fascinating novelty that captivates everyone and in addition brings substantial progress in areas such as medicine.

It seems fair to say that in his book “Sapiens”, Harari still made himself the mouthpiece of that modern-day substitute for religion that now goes by the name of “science”. Its most prominent representative is undoubtedly Elon Musk, whose euphoria is reminiscent of the behavior of a close relative of ours, namely the gorilla, who, in moments of great excitement, drums his chest with enthusiasm. Recently, we have seen the American imitate this ancestor by throwing both arms in the air in exuberant ecstasy uttering primeval sounds as a tribute to his success. Musk is the high priest of the new religion of science. However, unlike the representatives of past religious narratives, he promises us neither paradise here and now nor some garden Eden in the hereafter – in fact, he promises hell. Since, as he repeatedly emphasized, we may be facing physical extinction down here, he wants to catapult us to Mars. Nor does he seem to be troubled by the fact, familiar to every serious scientist, that we can neither breathe on this barren planet nor harvest anything to fill our stomachs. He doesn’t care that the temperature on Mars rarely reaches five degrees Celsius, but is usually around minus one hundred. In other words, the false scientific pope tells us the purest lies, against all better judgment – out of pure infatuation with his beloved and indeed surprising technical toys.

In Harari’s book “Nexus”, there is almost no trace left of any scientific euphoria – whether false or justified. Nevertheless, it is not Harari’s fear of an almost omnipotent artificial intelligence that ultimately makes man its slave and destroys democracy that makes his latest work a stroke of genius. With playful ease – never pedantic, never viscous, never trying to impress the reader with his own learning – the author manages to explain the most difficult concepts so effortlessly and in such simple and clear language, that we can only admire him for this seemingly effortless art, so rare especially in Germany. He summarizes our entire knowledge about nature and man in the overarching concept of “information” that he divides into the two halves of “order” and “truth”. Information qua truth comprises our objective knowledge of nature, which stems as little from human willfulness as nature itself. In contrast, order represents knowledge that has been created by man himself and is not found in outward nature. In Hararis own words: “The information humans exchange about intersubjective things doesn’t represent anything that had already existed prior to the exchange of information; rather, the exchange of information creates these things.”

Information qua order refers to all ideological, religious and other narratives that weld people into communities with a common world view. Others have spoken of “knowledge” instead of “information” and contrasted knowledge about nature with our knowledge of people and society. The contrast between the two forms of information or knowledge is that in each case we ask very different questions. The sciences of nature distinguish between true and untrue because our statements about nature are either true or false. Our knowledge of people and society stored in narratives has to do with moral or aesthetic values. It is about good versus evil or morally indifferent, or about beautiful versus ugly or aesthetically neutral.

As I said, this dichotomy is not Harari’s personal finding; we encounter it throughout the history of philosophy. To ensure order, Plato recommended a state-preserving lie in his Politeia, namely that the different classes were made of different metals depending on their rank, starting with gold for the highest of them. German intellectual history, up to Dilthey, emphasizes the contrast between the humanities and the natural sciences. But Harari manages to throw the entire historical burden overboard and start from scratch, so to speak, in a completely unbiased but clairvoyant way. He presents the opposition between “truth” and “order” as an ultimately unresolvable contradiction.

We all know that the narrative of order deliberately suppressed truth when the latter threatened to undermine it. The example of Galileo went down in history, but he is only one among the countless heretics whose true or sometimes merely supposed insights threatened to undermine an existing narrative and thus an existing order. The resulting divisions in the community were seen as much more dangerous than the potential gain of true knowledge (in the case of Galileo, only a handful of intellectual contemporaries were interested in his findings anyway). The same consideration underlies the resistance of the so-called creationists to the findings of Charles Darwin, though long considered irrefutable. In their eyes, the destruction of biblical authority and the community united by it cannot be offset by the small gain that arises from the realization that we share a common family tree with monkeys. The contemporary Putin regime selectively adheres to objective truth insofar as it serves the development of weapons with ever greater destructive power. But like the former Soviet Union it prohibits any scientific knowledge that stands in the way of its current narrative to be fully in the right when forcing its own supposedly far superior moral order on neighboring peoples, even in the most bloody way.

On the one hand, information qua order suppresses information qua  truth when the latter threates to dissolve it. But the opposite also constitutes an evident historical reality. All over the world, religions and ideologies have had to give up one dogma after another under the onslaught of science (information qua truth). In the name of truth, Voltaire and the Enlightenment philosophers in his wake ridiculed religions. They and, to an even greater extent, the great apostles of progress in the nineteenth century – one thinks, for example, of Ludwig Büchner, the brother of the great Georg Büchner – resembled Elon Musk in their naive conviction that in the age of science, all questions would eventually be answered and all puzzles solved – answers and questions to which religions knew no answers or only false ones. Today, however, we know – and Harari is able to convince the reader of this basic fact, namely that this expectation is not only deceptive but simply false. Our values and the narratives with which we justify them cannot be derived from nature. They are not part of objective reality that exists outside of ourselves, but are produced by ourselves. Even if we could statistically prove that 90 percent of all people of our and previous generations prefer to live in peace with others rather than wage war or commit murder, there would still be 10 percent who see their own advantage in going against the majority and are willing to fight and kill to do so. In this way, Hitler and Putin forced the narrative of hatred and annihilation in the name of the supposedly good narrative they invented on Germans and Russians, respectively.

Narratives are the instruments of order. As human beings, we are free and therefore remain unpredictable for our fellow human beings as long as we are not connected by a common narrative, i.e. by a religion, an ideology or other spiritual-emotional content. We must believe in this order-giving content because it does not belong to the realm of scientifically verifiable truths. This means that nolens volens we will always remain the inventors of social narratives, because that is what binds humans together. In our time, these narratives are predominantly of a secular nature. They are concealed, for example, in the ethical principles of a constitution, but also in those of each individual business enterprise. To the people who live with them, such principles appear to be a rational necessity, e.g. to run a business successfully. But rationality itself is always in the service of ethical imperatives, which as such are rationally unjustifiable. Only because a modern company sees a desirable goal in ceaselessly producing and being competitive does the rationality demanded by it come into play. There have been societies in the past, and there will undoubtedly be new ones in the future, that pursue completely different goals and therefore realize them with a different rationality.

In my view, the extraordinary contribution of Nexus, the latest book by Juval Noah Harari, is based on this realization of an existential freedom that exists beyond all truth arising from the objective knowledge of nature. With an incredibly light touch and the mastery of a philosopher who, like a child, asks the really important questions for the first time, he deals a greater blow to today’s science religion than David Hume, Immanuel Kant or Karl Popper. However, unlike the global success “Sapiens”, “Nexus” demands more than just amazement from its readers, it demands active thinking, which – as the thesis of his book shows – is capable of shaking some of his certainties. Thinking being less popular than marveling, I would be surprised if Harari reaches as many readers with this philosophical masterpiece as he did with Sapiens, his winged gallop through world history.

Meritokratie – sollen die Technokraten herrschen?

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