Die gerade angebrochene Epoche seit Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts wurde von dem niederländischen Chemiker Paul Crutzen als „Anthropozän“ bezeichnet – eine Geschichtszäsur, die für ihn durch eine ausufernde Umgestaltung der Umwelt durch den Menschen gekennzeichnet sei. Doch abgesehen davon, dass diese Bezeichnung in der Wissenschaft nicht allgemein anerkannt wird, stellt sie nur auf ein äußeres Merkmal ab. Es wäre viel richtiger, das geistige Fundament dieser Revolution zu benennen. In diesem Fall müsste man von unserer Zeit als dem Zeitalter der Wissenschaften sprechen – Scientiazän, wenn man unbedingt einen knappen Begriff dafür sucht.
Dichtung und Wahrheit – die Wissenschaftsreligion weiterlesenSchlagwort: Ludwig Boltzmann
Oh Mirror Mirror on the wall – Who is the fairest of them all?
For the longest time in history, this question was rather easy to answer. The highest prestige was enjoyed by people who explained the meaning of world and life. These were mainly priests and wise men, because such meaning lay in the decree of the gods or the eternal orders of nature, which in turn conditioned correct moral action on the part of man. Oh Mirror Mirror on the wall – Who is the fairest of them all? weiterlesen
Spieglein, Spieglein an der Wand – Wer sind die Tüchtigsten im Land?
Die längste Zeit der Geschichte war diese Frage eher leicht zu beantworten. Das höchste Ansehen genossen Menschen, die den Sinn der Welt und des Lebens erklärten. Spieglein, Spieglein an der Wand – Wer sind die Tüchtigsten im Land? weiterlesen
Ye shall know them by their Fruits!
This classic saying from the New Testament (Matthew 7:16) confronts effect and cause. A bad effect is not likely to have a good cause, and vice versa. Thorns do not bear grapes, and we find no figs on thistles. We should therefore not rely on fine words and theories. What counts are the effects that arise from them.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!
Dieser Spruch aus dem Neuen Testament (Matthäus 7,16) konfrontiert Wirkung und Ursache. Eine schlechte Wirkung kann keine gute Ursache haben, und umgekehrt ist es genauso. Dornen tragen keine Trauben und auf Disteln finden wir keine Feigen. Auf schöne Worte und Theorien sollte man sich nicht verlassen. Was zählt, sind die Wirkungen, die daraus entstehen.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! weiterlesenDe gustibus EST disputandum!
An important, perhaps the most important, task of a good teacher is to dissuade students from making hasty judgments, for it is with this craving that we come into the world, while on the contrary reason only develops very slowly. Infants immediately start crying when they feel unwell and they smile when being treated kindly. But the vocabulary of pubescent young people still contains mainly expressions like super, cool, great or negative ones like poo, disgusting, evil etc. The aversion to independent thinking and the tendency to replace arguments with hasty values and judgments remains in later life – for many people throughout their lives.
De gustibus EST disputandum
Eine wichtige, vielleicht die wichtigste Aufgabe eines guten Lehrers hat darin zu bestehen, den Schülern voreiliges Urteilen abzugewöhnen, denn mit diesem Bedürfnis kommen wir auf die Welt, während der Verstand sich nur sehr langsam entfaltet. Der Säugling schreit sofort, wenn ihm unwohl ist, und er lächelt, wenn man ihn freundlich behandelt. Aber auch das Vokabular von Pubertierenden enthält vor allem Ausdrücke wie super, geil, toll und anderseits ablehnendes Werten wie pfui, widerlich, böse etc. Die Abneigung gegen eigenständiges Denken und die Neigung, Argumente durch vorschnelles Werten und Urteilen zu ersetzen, bleibt darüber hinaus bei vielen Menschen erhalten – bei nicht wenigen ein Leben lang.
Religio – mehr als ein schönes Märchen
(auch erschienen in: Tichys Einblick)
Kein Handbuch der Physik, der Chemie, der Neurobiologie sagt etwas darüber aus, was wir zu tun oder zu lassen haben. Auch in den Wissenschaften, die sich mit Mensch und Gesellschaft befassen, werden Werte bestenfalls als objektive Gegebenheiten beschrieben, so wie sie etwa zu verschiedenen historischen Zeiten in Geltung waren, aber sie werden nicht aufgestellt, vorgeschrieben, verpönt oder als zehn Gebote gesetzt. In den Wissenschaften ist dies prinzipiell unmöglich: Aus dem Sein der Welt können wir nicht auf ihr Sollen schließen. Religio – mehr als ein schönes Märchen weiterlesen