(auch erschienen in: Transcend Media von Johan Galtung und unter anderem Titel in "scharf-links")
Sind wir klüger geworden? Nicht wenn unsere elementaren ökonomischen Interessen berührt sind. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gab es die offene Sklaverei bis zum Sezessionskrieg vor ca. 150 Jahren. Im Altertum wurde sie nie ernsthaft in Frage gestellt. Sklaverei, gleich ob offen oder verdeckt, besteht in der Ausnutzung fremder Arbeit, um selbst keine Arbeit und Leistung verrichten zu müssen. Die offene Sklaverei macht daraus gar keinen Hehl, sie setzt Menschen in der Art von Maschinen ein, die man kaufen, verkaufen und bei Nutzlosigkeit entsorgen darf. Die verdeckte Sklaverei macht sich ebenso die Leistung anderer Menschen zunutze, aber sie tut dies auf raffinierte Weise, nämlich so, dass die davon Betroffenen die sie ausbeutenden Herren in der Regel nicht einmal kennen. Kapitalerträge, die ich im Schlafe verdiene, sind im strikten Sinne als eine subtilere Form der Sklaverei zu betrachten, denn genau wie diese beruht sie auf der Arbeit und Leistung anderer Menschen. Die gesamte moderne Wirtschaft beruht auf dieser Form der verdeckten Sklaverei. Sie wird aber bei uns ebenso wenig in Frage gestellt wie im Altertum dessen offene Variante. Tatsächlich hatten die führenden Wissenschaftler der damaligen Zeit, allen voran seine größten Philosophen, entweder überhaupt nichts gegen die Sklaverei einzuwenden oder sie haben sie schön geredet. Weder in Griechenland noch in Rom hat sich eine nachhaltige Kritik an der Sklaverei entwickelt – und das obwohl es jedem Griechen passieren konnte, dass seine eigene Stadt von den mächtigeren Nachbarn erobert wurde und dieser Zufall ihn und seine Familie wie ein Stück Vieh zum Eigentum anderer machte – ein Unglück, von dem bekanntlich selbst ein Plato nicht verschont bleiben sollte. Dennoch sucht man in der Literatur vergebens nach einem Aufschrei über das Unrecht der Sklaverei, elementare Interessen haben dies verhindert. Hätte der freie Grieche mit solcher Kritik auch nur in Gedanken gespielt, so wäre die Konsequenz für seine Stellung vernichtend gewesen: Er selbst hätte ja Hand anlegen und banausische Arbeit verrichten müssen. Aus dem gleichen Grund war ein Protest gegen die menschenunwürdige Institution für den vornehmen Römer undenkbar. Sie hätte ihn zu einem Staatsfeind gemacht, der den Vorrang Roms sowie dessen militärische und ökonomische Macht in Frage stellt: Ohne die Plantagenwirtschaft und das Heer der darauf beschäftigten Sklaven hätte das nachchristliche Rom seine Bevölkerung nicht länger ernähren und die jungen Menschen nicht länger in den Krieg statt auf die Felder schicken können. Wissen und Wissenschaft, Moral und Gewissen standen im Dienst dieses elementaren ökonomischen Interesses. Jeder wusste, dass eine Auflehnung gegen das Tabu der Sklaverei gesellschaftliche Verfemung bewirkt.
Nicht anders verhält es sich mit der verdeckten Sklaverei, wie wir sie heute kennen. Von der zeitgenössischen Wissenschaft wird sie verschwiegen, schön geredet oder tabuisiert. Als hervorragender Vertreter für diese Tendenz bietet sich der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty an, der sich allerdings vor kurzem vom Saulus zum Paulus gewandelt hat. Hervorragend nenne ich ihn deshalb, weil Piketty ein erklärter Linker ist und kein Hehl aus seiner Kritik am neoliberalen Modell macht, wie es von den Vereinigten Staaten propagiert und weltweit durchgesetzt wurde. In seinem ersten Werk L’Économie des Inégalités, 2008 (Ökonomische bedingte Ungleichheit) ist er für deren wahren Gründe noch blind, ganz anders nach seiner Wandlung, wie sie in seinem Aufsehen erregenden Werk Le capital au XXI siècle, 2013 (Capital in the Twenty-First Century) sichtbar wird. Auf die Einsichten des bedeutsamen zweiten Werkes werde ich erst am Ende dieses Aufsatzes eingehen. Es lohnt sich, mit dem ersten Werk zu beginnen, denn der Vergleich beweist, welch ungeheure Anstrengungen es selbst einen führenden Ökonomen kostet, sich der Wahrheit schrittweise anzunähern. Im ersten der beiden Bücher ist nämlich noch keine Rede davon, dass unser modernes Wirtschaftssystem nur noch partiell auf Leistung, Verdienst und Können beruht. Im Gegenteil wird die Tatsache geflissentlich ausgeblendet, dass ein immer breiterer Strom von Einkommen und Vermögen ohne jede Leistung, jedes Verdienst und ohne alles Können zustande kommt.
Zwar wird der Leser aufgeklärt, dass wir nur über sehr unzulängliche Daten verfügen, wenn es um die großen Vermögen und die daraus fließenden Einkommen geht1. Die Bezieher von Kapitaleinkünften haben ja begreiflicherweise kein sonderliches Interesse daran, diese gegenüber Fiskus und Öffentlichkeit bloß zu legen – ganz im Gegensatz zur Situation der abhängig Beschäftigten, deren Einkommens- und Vermögensverhältnisse dem Staat in der Regel auf Euro und Cent bekannt sind. Aber Piketty sieht auch gar keinen dringenden Anlass sich dem großen Geldkapital und den daraus fließenden Einkünften zuzuwenden. Quantitative Untersuchungen an führenden Großunternehmen hätten gezeigt, dass deren Einkommen etwa zu einem Drittel aus Kapital und zwei Dritteln aus Arbeit resultiere, und zwar mit geringen Schwankungen während der vergangenen hundert Jahre.2 Mit dem vom Kapital erwirtschafteten Drittel müsse der Betrieb aber außerdem noch die fortdauernde Ersetzung und Erneuerung des Maschinenparks sowie die fälligen Steuern bezahlen. Am Ende bleibe für Dividende oder Zinsen nur noch ein kleiner Teil übrig.3 Fasse man statt der Anteile von Kapital und Arbeit im Betrieb ihren jeweiligen Beitrag zum Einkommen der Haushalte in Betracht, so komme man hier auf einen Wert um die 10% für Kapitalerträge, und zwar in sämtlichen westlichen Staaten.4 Wirklich entscheidend für die bestehende Ungleichheit sei daher die Verteilung der restlichen neunzig Prozent Arbeitseinkommen – genau hier müsse der Staat mit den Mitteln steuerlicher Umverteilung korrigierend eingreifen.
Wer fühlt sich angesichts solcher Reformvorschläge nicht an das Altertum erinnert? Auch damals hat es einzelne Denker gegeben, die für einen humaneren Umgang mit Sklaven plädierten, aber die Institution der Sklaverei selbst wurde nicht in Frage gestellt. Piketty hat sich in dem genannten Buch die gleiche Haltung zu Eigen gemacht. Er schlägt Reformen vor, die das grundsätzliche Unrecht leistungsloser Einkommen nicht einmal berücksichtigen, geschweige denn einen Beitrag zu seiner Überwindung liefern. Man musste den Eindruck gewinnen, dass ‚seriöse Forschung’ ihr Ziel vor allem darin erblickt, die Bedeutung leistungsloser Bereicherung als vernachlässigenswert gering hinwegzuerklären. War von diesen Rezepten Pikettys überhaupt Erfolg zu erwarten?
Sicher nicht. Es steht zwar fest, dass die großen Einkommen und Vermögen kurzfristig überwiegend durch Arbeit geschaffen werden und keinesfalls durch Dividende und Zinsen (sieht man einmal von der ebenso oft erfolglosen wie erfolgreichen Finanzspekulation ab). In zeitlich begrenzter Perspektive entsteht gravierende Ungleichheit in der Tat durch den markanten Gegensatz zwischen Fünf-Euro-Jobs und den phantastischen Einkommen für Spitzenposten in Bankwesen und Industrien. Doch hierin liegt eigentlich gar kein gravierendes Problem. In einer Gesellschaft, die ausschließlich persönliche Arbeit und Leistung honoriert, würde diese Art Ungleichheit keinen Schaden anrichten, denn alle durch Leistung bedingte Ungleichheit geht mit dem Ausscheiden der betreffenden Leistungsträger auch wieder verloren – sie bliebe niemals an bestimmten Familien oder sozialen Schichten haften, und nicht einmal über längere Zeit an einzelnen Individuen. Anders gesagt, Einkommen aus Leistung entstehen und verschwinden wie die betreffende Leistung selbst. Sie bewirken nur momentane, aber keine fortdauernde Ungleichheit, die sich zu den Privilegien bestimmter Familien oder sozialer Schichten verfestigt. Daher braucht sie mit den damals von Piketty vorgeschlagenen fiskalischen Reformen auch gar nicht bekämpft zu werden.
Doch eine solche Harmlosigkeit weist das neoliberale Wirtschaftssystem gerade nicht auf. Inzwischen ist es ein erwiesenes Faktum, dass sich Unterschiede der Einkommen und Vermögen sehr wohl zugunsten bestimmter Familien und sozialer Schichten verfestigen und perpetuieren, und zwar in sämtlichen westlichen Staaten: Statistisch gesehen, bleiben die einen dauerhaft prekär, die anderen dauerhaft an der Spitze. Die Gleichheit der Chancen, das Fundament der modernen demokratischen Gesellschaft, wird mehr und mehr ausgehöhlt und zur Illusion entwertet. Darauf geht Piketty in dem genannten Buch über die Ungleichheit aber nicht ein. Er präsentiert eine synchrone Bestandsaufnahme der innerbetrieblichen Verteilung der Erträge aus Kapital- und Arbeit auf der einen Seite und ihrem jeweiligen Anteil am verfügbaren Einkommen der Haushalte auf der anderen. Was ihm bei dieser Betrachtungsweise entgeht, ist die diachrone Perspektive, die eine Anhäufung von leistungslosen Kapitalerträgen in der Zeit bewirkt, also in einem kumulativen Prozess besteht. Zwar ist es die unterschiedliche Entlohnung der Arbeit, also der persönlichen Leistung, welche in synchroner Sicht die größte Ungleichheit produziert – darin ist Piketty Recht zu geben -, aber es ist das leistungslose Einkommen, welches diese Ungleichheit dauerhaft zementiert und kumulativ verstärkt.
Die Beispiele sind so allgemein bekannt, dass es schon besonderer Blindheit bedarf, um sie in einem Buch über Ungleichheit auszuklammern. Wer ein großes Vermögen sein Eigen nennt, sei es aufgrund eigener Leistung oder dank einer Erbschaft – sagen wir ein Vermögen von mindestens einer Million Euro – der kann dieses Anfangskapital ohne weiteren eigenen Leistungsaufwand einfach dadurch vermehren, dass er „es für sich arbeiten lässt“, genauer gesagt, dass er andere arbeiten lässt, denn diese anderen müssen ihn dafür in Dividenden oder Zinsen bezahlen.
Aber gilt das nicht auch für den kleinen Sparer? Eben nicht. Zwar trifft es zu, dass beide, die Besitzer großer wie kleiner Vermögen, konsumieren müssen und sparen können. Konsumieren sie, so werden beide von den Betrieben zur Kasse gebeten, weil diese den Preis für die von ihnen verkauften Produkten natürlich um den Betrag der Dividende und Zinsen erhöhen müssen, die sie ihren Geldgebern schuldig sind. Anders gesagt, müssen beide, die Besitzer kleiner wie großer Vermögen, in ihrer Rolle als Konsumenten die Kapitalerträge der Geldgeber finanzieren.
Und beide treten in der Regel auch als Anleger (Sparer) auf. Mit ihrem Ersparten (das dann über die Börse oder die Banken in die Betriebe gelangt, also im Austausch gegen Wertpapiere oder Bankguthaben) erzielen sie dann genau den entgegengesetzten Effekt: Gleichgültig ob sie nun kleine Leute oder große Anleger sind, beide werden sie nun selbst zu Empfängern von leistungslosen Erträgen. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als würden alle im gleichen Maß profitieren. Doch dieses Argument ist absurd: Tatsächlich befinden sich kleine und große Anleger in einer diametral entgegengesetzten Stellung. Um zu leben – manchmal auch nur, um zu überleben – müssen die ersten den größten Teil ihrer Einkommen konsumieren. Ihre Ersparnisse sind im Vergleich minimal oder gleich null. Wer hingegen ein weit über den üblichen Konsum hinausgehendes Einkommen bezieht, der legt den größten Teil davon zur Seite. Was er mit seinem Konsum und letztlich mit seiner Arbeit an leistungslosem Einkommen (in Gestalt von Dividenden und Zinsen) an andere abtritt, ist demnach äußerst gering im Verhältnis zu dem, was er durch eigene Ersparnisse und die daraus fließenden Kapitalerträge an Arbeit von anderen einnimmt.5 Anders gesagt, der Saldo von Gewinn und Verlust ist negativ im einen, positiv im anderen Fall, und zwar umso positiver oder umgekehrt negativer je reicher die einen und je ärmer die anderen sind.6 Die arbeitende Bevölkerungsmehrheit ist de facto dazu verdammt, über den eigenen Konsum das leistungslose Einkommen einer Minderheit zu erwirtschaften (mag diese darüber hinaus noch zusätzlich an eigener Arbeit und Leistung verdienen oder auch nicht). Was ist das anderes als eine verdeckte Form der Sklaverei, der sich der Bürger, da er ja konsumieren muss, auf keine Weise entziehen kann?
In Rom hat der Staat nichts gegen die offene Sklaverei unternommen. Die Folge war absehbar: Da die Mehrheit in jedem Land gewöhnlich ihr Vorbild in den erfolgreichsten Menschen in ihrer Mitte sieht, hat das Sklavenwesen schließlich die ganze Ökonomie durchseucht. Erst verschwand der freie Bauernstand, dann die freien Gewerbe (allenfalls wurden sie von freigelassenen Sklaven übernommen). Im gegenwärtigen neoliberalen Wirtschaftssystem ist die gleiche Tendenz schon weit fortgeschritten. Alle orientieren sich an dem unausgesprochenen Ideal, genug Geld zu besitzen, um ohne eigene Arbeit die anderen für sich arbeiten zu lassen (wobei man den kleinen Sparern noch die dreiste Lüge auftischt, dass ja auch sie, die Opfer des Systems, von diesem profitieren).
Diese Ausbeutung der Mehrheit findet unter dem Schweigen und der Beschönigung jener statt, die es eigentlich besser wissen müssten – insofern hat sich seit dem Altertum nichts geändert. Ihre Folgen wären noch weit stärker zu spüren, hätte der Wohlfahrtsstaat nicht umverteilt und damit ausdrücklich gegen die vorherrschende Wirtschaftsmeinung gehandelt, die einen solchen Eingriff ja ausdrücklich verpönt. Doch diese Umverteilung ist immer weniger wirksam, weil die durch Besteuerung der Leistungsträger zwischen diesen betriebene Umverteilung nicht ankommt gegen die Umverteilung von den Leistungsträgern zu den parasitären Nutzern der Leistung.
Deswegen sind auch die entsprechenden Vorschläge Pikettys nur Makulatur. Statt auf die grundsätzlich ungerechten Erträge des Kapitals zuzugreifen, also auf sämtliche Einkommen ohne Leistung, um damit die prozesshafte Kumulation der großen Vermögen zu unterbinden, sollen jene zur Kasse gebeten werden, von denen viele (wenn auch keineswegs alle) aus gutem Grund mehr als andere verdienen, nämlich aufgrund ihrer höheren oder besseren Leistung. Auf diese Weise köpft man den Mittelstand und unterminiert das eigentliche ökonomisch-soziale Fundament der modernen Gesellschaft.7
In seinem jüngsten Buch Capital in the Twenty-First Century ist auch Piketty zu diesen Einsichten gelangt – reichlich verspätet, doch immerhin. Schade nur, dass er überwiegend Gedanken als sein geistiges Eigentum reklamiert, die längst vor ihm gedacht worden sind, z. B. die Formel, wonach die Vermögenden zwangsläufig gewinnen, wenn der prozentuelle Kapitalertrag (rate of return on capital) bei schwindendem Wirtschaftswachstum über der Wachstumsrate (growth rate of economy) liegt, und dass deshalb gerade bei fehlendem Wachstum die Gewinne der Vermögenden steil in die Höhe schießen.8 Auch die Tatsache, dass die Sparrate der Reichen ungleich höher liegt als die der Bevölkerungsmehrheit und dass die großen Anleger in der Regel mit höheren Erträgen rechnen können, ist alles andere als neu. Die theoretischen Einsichten von Pikettys Buch sind also eher bescheiden, außerordentlich ist nur der Fleiß, mit dem hier Daten aus einer Vielzahl von Ländern gesichtet und verglichen werden. Das erstaunliche Beben, welches sein Buch auch jenseits des Atlantiks auslöste, kann ich mir nur so erklären, dass da einer aus der Zunft zum ersten Mal die Wirklichkeit halbwegs so beschreibt wie sie ist. Das aber wird offenbar als eine unerhörte Sensation bewertet, denn wie der bekannte Sozialwissenschaftler und beinahe Weiser aus dem rechten Lager, Meinhard Miegel, ironisch bemerkt: „.. was beispielsweise in einer Disziplin wie der Volkswirtschaftslehre angeboten wird – sie hat faktisch die Rolle übernommen, die die Theologie an mittelalterlichen Universitäten spielte -, sind weniger wissenschaftliche Erkenntnisse als vielmehr Glaubenssätze, die, dem Geschmack der Zeit gemäß, in mathematische Mäntelchen gehüllt sind.“9
1 Économie, S. 7.
2 a.a.O., S. 40.
3 a.a.O., S. 41.
4 a.a.O., S. 8.
5 Eine ungefähre Berechnung, allerdings allein für den Zinsfluss von den unteren 90 zu den oberen 10% der Bevölkerung, wird in meinem Buch „Das Ökonomische Manifest“ angestellt.
6 In seinem Buch Das Geldsyndrom, hatte Helmut Creutz als erster diesen Mechanismus der Umverteilung bereits 1993 beschrieben, allerdings ebenfalls nur im Hinblick auf das Zinssystem.
7 Leider hat die Globalisierung die Handlungsfreiheit einzelner Staaten so stark beschnitten, dass die Reduzierung leistungsloser Einkommen im nationalen Alleingang inzwischen weitgehend aussichtslos ist und sogar kontraproduktiv sein könnte. Europa könnte und müsste die Lösung für dieses Problem sein, aber gewiss nicht das neoliberale Europa, das sich seine Politik vom großen Geld und dessen Interessen diktieren lässt. Da ändert sich nämlich gar nichts – im Gegenteil, denn es ist ja gerade die vom Kapital vorangetriebene Globalisierung, die das Kapital von allen Fesseln befreit hat.
8 Capital, S. 36. In meinem Buch Das Ende des Kapitalismus – Triumph oder Kollaps eines Wirtschaftssystems? von 1999 (S. Fischer) heißt es auf Seite 142 wörtlich: „… sobald das Wachstum der Wirtschaft geringer wird, ohne dass die Zinsen in gleichem Maß sinken, findet eine Umverteilung zugunsten leistungsfrei erworbener Einkommen statt.“ Im Wiener Föhrenbergkreis, dem ich später angehörte, war dies ebenfalls keine neue Erkenntnis. In meinem Buch Das Pyramidenspiel (Signum 2008) bildet diese Erkenntnis ein Leitmotiv.
9 Hybris, S. 49.