(auch erschienen in: "scharf-links")
Irving Fisher gehörte in den zwanziger Jahren zu den gefeierten Wirtschaftswissenschaftlern, zu vergleichen nur einem Paul Samuelson oder Joseph Stiglitz in unserer Zeit. Wie nahezu alle Wirtschaftswissenschaftler von internationalem Renommee neigte auch er dazu, sich zu irren – und zwar fundamental zu irren.Noch im Oktober 1929 beruhigte er die Investoren mit der Prophezeiung, dass ihr Geld in Wall Street absolut sicher wäre. Wenige Tage danach stürzten die Kurse ab. (1)
Mit Irving Fishers Renommee war es danach vorbei. Der Wissenschaftler selbst zog für seine Person den durchaus richtigen Schluss, dass Expertentum offenbar nicht vor Irrtümern schützt. Aus heutiger Sicht muss hinzugefügt werden, dass Experten sogar brandgefährlich sind, dann nämlich, wenn durch ihre Ratschläge überhaupt erst eine Entwicklung ermöglicht wird, die dann in die Krise führt. Fisher grübelte übrigens danach im Stillen – denn es war sehr still um ihn geworden – über das eigene Versagen nach und veröffentlichte in dieser Zeit eine höchst bemerkenswerte Schrift: The debt-deflation theory of great depressions. Sie wurde zwar kaum mehr beachtet, doch ist sie vermutlich wichtiger als alles, was er vorher geschrieben hatte.
Dieser Artikel wurde in aktualisierter Form in mein neues Buch aufgenommen:
„EuroKalypse Now – Es gibt einen Weg aus der Krise!“
Es wird Anfang September dieses Jahres (2012) im Metropolis Verlag erscheinen.