Mit Wohlstand und Armut öffnet sich dem Leser der Ausblick auf eine doppelte Perspektive. Warum ist es der Eigentumsgesellschaft (dem sogenannten „Kapitalismus“) besser als jeder anderen sozialen Ordnung gelungen, Wissen und Können zum Zweck materiellen Fortschritts und geistiger Kreativität zu mobilisieren? Ihr Geheimnis sind Wettbewerb und eben das Eigentum. Jede Gesellschafts- und Wirtschaftslehre, die (wie die von Karl Marx) das Privateigentum und den Wettbewerb abschaffen will, ebnet den Weg in den Niedergang.
Doch die Eigentumsgesellschaft liefert deshalb noch längst nicht das untrügliche Rezept für einen gesicherten Wohlstand und sozialen Frieden. Vielmehr besaß sie schon immer einen hässlichen Pferdefuß, der ebenso historisch bezeugt wie an den Krisen dieses Jahrhunderts erkennbar ist. Er besteht in der Tendenz zur Selbstzerstörung aufgrund fortschreitender Konzentration von Einkommen und Vermögen. Karl Marx, der als sozialer Therapeut für eines der unheilvollsten Experimente in der Geschichte des Menschen verantwortlich zeichnet, hat als Analytiker diese selbstzerstörerische Tendenz scharfsichtiger als andere erkannt und brillant beschrieben. Es stimmt: Die Eigentumsgesellschaft wird regelmäßig von ökonomischen Krisen und sozialen Zusammenbrüchen erschüttert. Was ist dagegen zu tun? Wenn die Abschaffung von Eigentum und Wettbewerb die schlechteste Therapie ist, weil wir mit den Ursachen für die Krisen auch gleich die Grundlage für allen Aufschwung und Wohlstand beseitigen, welche Strategie steht uns dann zur Verfügung, um krisenfesten Wohlstand und sozialen Frieden dauerhaft zu erhalten? Das in diesem Buch als „Neuer Fiskalismus“ vorgestellte Eingreifen des Staates beschreibt einen möglichen, vielleicht sogar den einzigen Weg in diese Richtung.
Hier handelt es sich um eine eminent praktische Antwort auf ein Problem von akuter Relevanz in Zeiten der Krise. Es geht darum, die Verschärfung der sozialen Ungleichgewichte rechtzeitig und auf sozial gerechte Art einzudämmen. Dieses Ziel lässt sich mit fiskalischen Mitteln erreichen.
Aber es geht auch darum, diese eminent praktische Aufgabe auf einem festen theoretischen Fundament zu verankern. Die Eigentumsgesellschaft kommt bis heute in zwei Varianten vor: als Mehrwert- (oder Börsen-)wirtschaft, wo das private Eigentum vorrangig dinglicher Art ist, und als Zins- (oder Banken)wirtschaft, wo es vorrangig in Geld besteht. Der Mechanismus, der die fortschreitende Ballung von Eigentum in immer weniger Händen bewirkt und die Stabilität sozialer Systeme gefährdet, ist für beide Varianten grundsätzlich derselbe. Aber nur in der Mehrwertwirtschaft ist er ziemlich mühelos zu durchschauen. Anders verhält es sich, sobald Geld im Spiel ist. Über die Entstehung von Geld (Geldschöpfung) und die Bankenwirtschaft sind bis heute die abenteuerlichsten Vorstellungen im Umlauf. Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, aber auch Joseph Schumpeter und zeitweise sogar Keynes ließen sich vom Geld in die Irre führen. Eine allgemeine Theorie von Eigentum, Geld, Güter und Staat sollte in diesem Punkt Klarheit schaffen